Schlimmeres als „Seelenmord“.

Studie.

Gibt es ein schlimmeres Verbrechen als Mord? Nein. Wenn also Kinderschützer und neuerdings Politiker behaupten, Sex mit einem Kind sei Seelenmord, so behaupten sie gleichzeitig, dass es nichts Schlimmeres gibt.

Eine 20 Jahre dauernde australische Studie, die anhand eines Datensatzes von 8000 Frauen und deren Kindern realisiert wurde, hilft nun überzeugend, die Proportionen wieder etwas zurecht zu rücken.

Ein Team um Prof. Najman von der Queensland University begann vor Jahrzehnten, von Frauen und deren Kindern ab Geburt bis ins Erwachsenenalter Daten über Erziehungsstil und aversive Ereignissen zu sammeln, und diese mit Langzeitfolgen wie Schulversagen, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Angstzuständen, Depressionen, Psychosen und Missbrauchsproblemen in Zusammenhang zu bringen. Der weit gespannte zeitliche Rahmen der Studien erlaubte es, Daten über die Ursachen prospektiv zu erheben, also nicht erst durch Befragung der erwachsen gewordenen Kinder („retrospektiv“). Diese Vorgehensweise verspricht eine höhere Gültigkeit der in der Studie erfassten Befragten-Aussagen.

«Obwohl die meisten Kinder in unserer Studie mehrere Arten von Misshandlungen erlebten, waren Vernachlässigung von Kindern und emotionaler Missbrauch mit den schlimmsten Ergebnissen verbunden…»

…sagte Professor Najman. Vernachlässigte Kinder zeigten ein drei- bis fünffach erhöhtes Risiko für Schulversagen, Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Angstzustände, Depressionen und Psychosen.

Als Vernachlässigung galt, wenn für das Kind nicht die notwendigen körperlichen (Nahrung, Kleidung und ein sicherer Schlafplatz) und emotionalen Anforderungen (Tröstung und emotionale Unterstützung) erfüllt wurden.

Die Daten zeigten, dass körperlicher sowie sexueller Missbrauch insgesamt zu weniger negativen Ergebnissen führten. „Opfer sexuellen Missbrauchs erlebten frühe sexuelle Aktivitäten, Teenagerschwangerschaften, depressive Symptome und posttraumatische Belastungsstörungen, jedoch in geringerem Maße als vernachlässigte Kinder“.

„Körperliche Misshandlung führte speziell zu Kriminalität und externen Verhaltensproblemen sowie zu Drogenmissbrauch.“

Die Studie ergab auch, dass Kinder, die emotionalen Missbrauch erlebten, schlechter gestellt waren als sexuell oder körperlich missbrauchte Kinder. „Emotional missbrauchte Kinder waren besonders anfällig für Belästigung, Psychose und das Injizieren von Drogen“, sagte er. [Emotionaler Missbrauch ist weit verbreitet und womöglich noch weniger sichtbar als sexuelle Handlungen an Kindern. Das Opfer ist sich oft der Problematik gar nicht bewusst; die Folgen können tiefgehend und sehr nachhaltig sein. montebas]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kindesmisshandlung, insbesondere emotionaler Missbrauch und Vernachlässigung, mit einer Vielzahl von langfristigen gesundheitsschädlichen und entwicklungsbedingten Folgen verbunden ist. Ein erneuter Fokus auf Präventions- und Frühinterventionsstrategien, insbesondere im Zusammenhang mit psychischer Misshandlung, wird erforderlich sein, um diese Herausforderungen in Zukunft anzugehen.

Die Studie wurde zusammen mit der Universität von Iowa und der italienischen Universität von Trient durchgeführt.

Der Blog-Text stützt sich auf einen Kurztext auf der Webseite der Universität von Queensland AU (UQ News). https://www.uq.edu.au/news/article/2020/09/child-neglect-linked-teen-pregnancy

Original-Artikel: Long-term Cognitive, Psychological, and Health Outcomes Associated With Child Abuse and Neglect. Lane Strathearn et al. Pediatrics, October 2020, 146 (4) e20200438; DOI: https://doi.org/10.1542/peds.2020-0438  https://pediatrics.aappublications.org/content/146/4/e20200438/tab-article-inf


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