„Die Reaktion der Kinder auf sexuelle Beziehungen mit Erwachsenen“ *

„Ihre emotionalen Reaktionen waren bemerkenswert frei von Schuldgefühlen, Furcht oder Angst…“

Drei Jahre nach Rasmussens Bericht (siehe weiter unten in diesem Blog) erscheint in einer weiteren angesehenen Psychiatriezeitschrift, dem American Journal of Orthopsychiatry, eine weitere Fallstudie, die aber diesmal den Charakter einer Beobachtungsstudie hat. Bei den Probanden handelt es sich um Patienten des New Yorker Bellevue-Hospitals, die dort als Kinder eine gewisse Zeit intern verbringen. Dort wird ihre Vorgeschichte aufgenommen und ihr weiteres Verhalten und ihre Fortschritte sozusagen live verfolgt, bis zu ihrer Entlassung und darüber hinaus. Im Unterschied zur Situation in der Rasmussen-Studie befinden sich die Kinder also, übertrieben ausgedrückt, in einem Aquarium, wo sie von aussen unmittelbar beobachtet werden können, und wo sie täglich mit ihren Therapeuten und Beobachtern interagieren. Fortschritt und „Besserung“ bedeuten auch hier vor allem „Anpassung“ (adjustment); bedeuten „Integration“ und auch Leistung, hier aber zunächst im Mikrokosmos der Kindergemeinschaft und der internen Schule des Spitals. Wie die Kinder sich dann als Erwachsene bewähren werden, das wird zu gegebener Zeit in einer follow up Studie ermittelt werden, welche erst nach den Kriegsjahren, um 1952, veröffentlicht werden sollte.

Auch diese beiden Autoren * stellen ihre Arbeit in den freudschen Diskurs und zitieren Schüler Freuds, die sich – allen voran Melanie Klein – sehr negativ über die Folgen sexueller Handlungen von Erwachsenen mit Kindern äusserten. Und auch sie kommen, wie Rasmussen, auf die sie sich beziehen, zu einem gegenteiligen Schluss.

Die 16 vorpubertären Kinder (11 Mädchen, 5 Jungen, Alter 5-12) waren bei der Klinik im Anschluss an sexuelle Beziehungen mit Erwachsenen zur Beobachtung angemeldet worden. Alle bis auf 2 Fälle waren durch das Jugendgericht wegen Klage betreffend Vernachlässigung überwiesen worden, oder als Tatzeugen gegen erwachsene Täter.

Fallberichte

»Fälle 1 und 2: Mary V., ein 5 Jahre altes Mädchen, und Calvin V., ein 6 Jahre alter Junge, Schwester und Bruder, waren aufgenommen worden, weil sie in sexuelle Spiele untereinander verwickelt waren. Der Vater der Kinder, ein geistig Behinderter, war der Onkel ihrer Mutter, der diese geheiratet hatte, als sie 13 war. Die Mutter hatte mitgeteilt, dass ihr Gatte sich den Kindern sexuell näherte.«

»(a) Mary V. [IQ 79], passte sich in der Klinik nicht gut an die anderen Kinder an, war nicht an ihren üblichen Spielaktivitäten interessiert, sondern offenbarte eine ungewöhnliche Beschäftigung mit genitalem Spiel, und neigte dazu, sich selber zu exponieren oder mit den Genitalien der anderen Kinder zu spielen. Sie liebte es, ihren Bruder zu begrapschen (fondle) und war definitiv der aktivere Partner in ihren sexuellen Beziehungen. In Gegenwart eines Mannes hatte sie eine klar verführerische Art; mit Krankenschwestern und der Ärztin machte sie jedoch das Geräusch eines Babys vor, aber mit dem männlichen Arzt lächelte sie und kuschelte sich an ihn heran. Ihr Verhalten besserte sich später etwas, in dem Sinne, als sie stärker an den üblichen Kinderaktivitäten interessiert schien, aber sie benötigte eine Zeit lang weiterhin spezielle psychotherapeutische Massnahmen.«

»(b) Calvin V. [IQ 108], der Bruder, zeigte ein völlig unterschiedliches klinisches Bild. Er war aufgeweckter und ein eifriger Schüler. Er war ein liebenswertes, attraktives Kind. Zuerst schien er sehr verkrampft und ängstlich, was seine Hospitalisierung betraf, gab aber offen zu, dass er und seine Schwester „einander berührten.“ Er behauptete, dass üblicherweise seine Schwester das Spiel initiierte, und dass sie beide die Gewohnheit von ihrem Vater erworben hatten. Er zeigte sehr bittere Gefühle und beträchtliche Furcht, was seinen Vater betraf; seiner Mutter und seiner Schwester war er sehr zugeneigt. Seine Aktivitäten mit andern Kindern waren normal, und er zeigte keine Neigung, sich oder andere mit sexuellen Spielen zu beschäftigen. Er war jedoch anhänglich seiner Schwester gegenüber, und entzog sich ihren Umarmungen nicht. […] seine allgemeine Besserung deutete mehr und mehr auf eine normale Anpassung hin.«

»Fall 3: Frank B., ein 6 Jahre alter Puerto Ricaner [IQ 120], Einzelkind, Mutter geschieden als das Kind jünger als 1 Jahr war, war wegen sexueller Avancen seiner Mutter gegenüber aufgenommen worden… Der Patient war ein Verhaltensproblem, hatte einmal Päderastie mit einem anderen Jungen versucht… Er schlief mit seiner Mutter und setzte sich wiederholt auf sie, wenn sie am Schlafen war, und… führte… seinen erigierten Penis in ihre Vagina ein. Sie sei dann durch seine koitalen Bewegungen erwacht und habe ihn gescholten und geohrfeigt… Die Mutter hat sich vor kurzem wieder verheiratet. Der Patient schlief weiterhin im selben Bett mit den Eltern, die sexuelle Beziehungen hatten, nachdem sie meinten, dass der Patient schlafe. [Er] fuhr mit seinen sexuellen Avancen fort, und soll versucht haben, seinen Fuss in ihre Vagina einzuführen. Der Stiefvater verhinderte es und beharrte auf einer Untersuchung im Spital. Die Schule berichtete, dass das Kind vernachlässigt erschien, völlig undiszipliniert war, log und stahl. Auf den Stationen zeigte er beachtliche Scham, sprach wenig und versuchte, Diskussionen über seine Probleme aus dem Weg zu gehen. Er gab zu, dass die Vorwürfe stimmten… Er versuchte, das Interesse des Arztes auf andere Themen zu lenken, und war sehr liebenswürdig und charmant. Während seines Aufenthalts im Spital wurden keine sexuellen Aktivitäten vermerkt. Er schien zu versuchen, seine sexuellen Tendenzen und Gedächtnisse zu unterdrücken, und beschäftigte sich mit neuen Aktivitäten.«

»Fall 4: Virginia S., 7 Jahre alt [IQ 113], nach einer angeblichen sexuellen Verführung durch einen Erwachsenen aufgenommen. Ihre verwitwete Mutter hatte sie während ihrer Kleinkinderzeit in einem Waisenhaus platziert. Mit 3 1/2 war sie von Pflegeeltern adoptiert worden… Die Pflegemutter war ein prüder Typ, mit einer starren puritanischen Haltung gegenüber Sex, und der Vater war ein chronisch Alkoholabhängiger. […] Einmal wurde sie bei Sexspielen mit einem Jungen entdeckt, und sie sagte dann, dass sie ähnliche Erfahrungen im Kinderheim gemacht habe. [Früher] wurde aufgedeckt, dass sie häufig Besuche beim Hausmeister des Apartmenthauses erstattete, für sexuelle Beziehungen. Die Beziehungen beinhalteten Cunnilingus, gegenseitige Masturbation und Fellatio…«

»Die psychiatrische Untersuchung zeigte ein gewinnendes, anhängliches, gefälliges Kind. Sie gab das Meiste… zu, und [schrieb das] der Tatsache zu, dass ihre Eltern sie immer so behandelten, als ob sie „böse“ wäre. Zuerst diskutierte sie ihre sexuellen Erfahrungen frei und ohne Scham, aber später wurde sie verschwiegen… Sie zeigte ein starkes Begehren nach Aufmerksamkeit und Anerkennung… Andererseits zeigte sie eine gute Anpassung an die anderen Kinder in der Gruppe. Zuerst nahm sie Erwachsenen-Manierismen an, aber später kehrte sie zu infantilen Attitüden zurück… kaute und saugte ihre Finger und platzierte alle möglichen Objekte in ihrem Mund… [Zweimal] wurde sie beim Genitalspiel ertappt und reagierte darauf, indem sie deprimiert, mürrisch und verspannt wurde. Sie passte sich schnell der Spitalroutine an, wurde zufrieden und kooperativ und zeigte nach zwei Monaten eindeutig Besserung.«

»Ein Jahr später wurde sie wieder aufgenommen, und es wurde zur Kenntnis genommen, dass sie wegen der Unfähigkeit des Gerichts… in einer Kinderschutzeinrichtung mit inadäquaten erzieherischen Möglichkeiten verblieben war. Es wurde festgestellt, dass sie ein normales, freundliches und gefühlvolles Kind war, welches noch immer ein grosses Verlangen nach Zuwendung von Erwachsenen zeigte. Sie zeigte keine Anzeichen eines ungewöhnlichen sexuellen Benehmens oder sexueller Spannungen. Sie wurde mit dem Rat zur Platzierung in einem normalen Heim entlassen, und spätere Erkundung durch einen sozialen Dienst ergab eine gute Anpassung in einem boarding home

»Kommentar: … Sie hatte das Unglück, emotionale Entbehrung zu erleiden, indem sie ihre Kindheit in einem Waisenhaus verbrachte und ihre späteren Jahre bei Pflegeeltern, die instabil und puritanisch waren und wenig Verständnis für die emotionalen Bedürfnisse eines Kindes hatten. Im Gefolge ihrer sexuellen Erfahrungen zeigte sie infantiles Verhalten mit einer Tendenz zu oraler Erotik, genitalem Spiel und infantilen Attitüden um Aufmerksamkeit zu gewinnen, und offensichtliches Vergnügen beim Erzählen ihrer Erfahrungen. Später unterdrückte sie diese Tendenzen, entwickelte neue kindliche Interessen und erbrachte eine gute Anpassung.«

»Fall 5: Albert [IQ 91] war als 7jähriger Junge aufgenommen worden, weil er Päderastie mit einem 17 Jahre alten Jungen ausgeübt hatte. Gemäss seinen Eltern war er ein wohlerzogenes und folgsames Kind. Der Vater hatte ihn mit einem älteren Jungen im Keller entdeckt, und dies der Polizei berichtet. […] Psychiatrische Beobachtung ergab keine ungewöhnlichen Eigenschaften. Er war ein aufgeweckter, liebenswerter Junge, der gut in der Hospital-Routine mitmachte, und normal zu sein schien. Er vertraute seine sexuelle Erfahrung in einer objektiven Art und Weise einem Arzt an, ohne Anzeichen von Schuld, Ängsten oder anderen emotionalen Reaktionen. Der ältere Junge hatte bei verschiedenen Gelegenheiten unter Androhung von physischer Gewalt Päderastie an ihm ausgeübt, wenn er nicht gefällig sein sollte oder es ausbringen würde. Er beschrieb seine Familie als von Armut geschlagen. Jedoch wurden keine anderen störenden Einflüsse von seinem Heim festgestellt. Er hatte eine starke Bindung an seine Mutter. Er mochte seine Schularbeit und machte normale Fortschritte. Er zeigte während der Beobachtungszeit keine abnormalen sexuellen Interessen, und war ein guter Kollege zu den anderen Kindern.«

»Fall 6: Bernice S., ein 9 Jahre altes Kind [IQ 92], war ein Verhaltens- und ein Sexproblem. Sie war Waise und lebte bei einer Tante, die während des Tages arbeitete und von daheim wegblieb. Ihre Verhaltensprobleme schlossen Hyperaktivität, Instabilität, Wutanfälle, Schuleschwänzen und Ungehorsam ein. In neuester Zeit war sie frech und aggressiv gegenüber Jungen geworden. Vor 4 Monaten war entdeckt worden, dass sie sexuelle Beziehungen mit einem verheirateten Mann hatte, der in ihrem Haus logierte, und sie besuchte ihn weiterhin, als er auszog. Ihr Verhalten war durch auffällige Überaktivität, Rebellion gegenüber der Aufsicht, Mürrischkeit und Trotz gekennzeichnet. In der Gruppe war sie egoistisch, streitsüchtig und allgemein bei den Kindern unbeliebt. Sie war von Sex in einem unüblichen Grad in Beschlag genommen, und wurde schon bald von den anderen Kindern kritisiert und geächtet, weil sie bei ihren Aktivitäten exhibitionistisch war. Letzteres tendierte dazu, ihre Unzufriedenheit und generellen Pessimismus zu verstärken, weil sie sich im Grunde sehr nach Aufmerksamkeit und Zuneigung sehnte. Ihre Ruhelosigkeit und Reizbarkeit konnten eindeutig einer übergrossen sexuellen Spannung zugerechnet werden. In persönlichen Interviews mit dem Arzt war sie kleinlaut und kooperativ, und willigte in bessere Beherrschung ein, und schien den Zusammenhang zwischen ihrer Hyperaktivität und sexueller Spannung zu verstehen. Sie erhielt psychotherapeutische… Behandlung und zeigte einige Besserung.«

»Kommentar: …Ihre schulischen Schwierigkeiten waren zweifellos mit ihren …Konzentrationsschwierigkeiten und mit ihren sexuellen Beschäftigungen verbunden. Obwohl sie ständig nach Aufmerksamkeit und Zuwendung strebte, auferlegten ihre ständige Ruhelosigkeit und ihr regelwidriges Benehmen grosse Schwierigkeiten auf ihre persönlichen Beziehungen. Sie tat viel besser unter Aufsicht in einer kontrollierten, routinisierten Umgebung, und ihre Schularbeiten verbesserten sich…«

»Fall 7: Helen P., ein 9jähriges Mädchen [IQ 76], war das jüngste von 4 Geschwistern und war seit dem Tod ihrer Mutter vor 4 Jahren in Obhut einer Sozialagentur. Ihr Vater war ein chronischer Alkoholiker. Es gelang ihr in mehreren Boarding Homes nicht, sich anzupassen. Sie war in der 2. A Klasse, und sie wurde als unaufmerksam, geistesabwesend und häufig ohne Entschuldigung absent beschrieben. Sie wirkte zurückgezogen und kehrte zum Daumensaugen zurück. Kürzlich wurde sie in einem benachbarten Haus beim Sexspiel mit einem 60 jährigen Boilermann ertappt, und als sie befragt wurde, sagte sie aus, dass sie ähnliche Kontakte mit einem anderen Mann und mit 2 Jungen gehabt hatte. Sie sagte, dass das zum ersten Mal passierte, als sie vor etwa einem Jahr ein öffentliches WC an einem Strand benutzen musste.«

»… Zuerst schien sie ein dumpfes, farbloses, scheues, zurückgezogenes Kind zu sein. In den Interviews war sie rastlos, zappelig und schweigsam. Später teilte sie eine objektive Geschichte ihrer Schwierigkeiten mit, zu denen eine Geschichte des Zusammenlebens mit vielen Leuten zählte, die ihr wenig Aufmerksamkeit schenkten. Sie willigte in sexuelle Erfahrungen mit zwei erwachsenen Männern und zwei Jungen ein und beschrieb tägliche Besuche bei ihnen, offensichtlich für die Pennies, die sie bekam. […] Während ihres Verbleibens auf der Abteilung zeigte sie kein offenes sexuelles Interesse oder Aktivität, und wurde allmählich aktiver und responsiver. Sie zeigte kein ungewöhnliches sexuelles Interesse im Spital und passte sich gut an. Ihr Fortschritt in der Spitalschule deutet an, dass ihre Schwierigkeiten wahrscheinlich auf ihre vorzeitigen sexuellen Erfahrungen zurückzuführen waren.«

»Fall 8: Mary W., ein 10jähriges Mädchen [IQ 76], welches unter der Vormundschaft von Sozialagenturen in Pflegeheimen gelebt hatte. Ihre Mutter war gestorben, als sie ein Säugling war. Mary war 2 Jahre alt, als ihr Vater zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er ein 14jähriges Mädchen verführt hatte. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis begann ihr Vater, in ihre Erziehung zu intervenieren, und sie zu Ungehorsam und allgemeinem Missverhalten zu ermutigen. Er erregte sie auch sexuell durch offene Avancen. Sie war nicht mehr zu beherrschen und verfehlte es in 7 aufeinander folgenden Pflegeheimen, sich anzupassen. Sie war respektlos, pflichtvergessen, unehrlich… und überaktiv. Es gelang ihr nach 3 aufeinander folgenden Versuchen nicht, den 3A Grad zu bestehen. Sie stritt sich ständig mit anderen Kindern. Kürzlich begann sie offen zu masturbieren, lehrte andere Kinder, es ihr gleich zu tun, und bot sich Jungen sexuell an [solicited boys].«

»…Sie war ein schwieriges Problem im Spital, da sie lärmig… war und ständig um übertriebene Zuwendung fragte. Zu gewissen Zeiten war sie fast ausser sich in ihrer Ruhelosigkeit, und diese Perioden hingen offensichtlich mit sexueller Spannung zusammen. Bei einigen Gelegenheiten war es nötig, sie vor der Kinderstation zu trennen, da sie eine Tendenz zeigte, mit anderen Mädchen und Jungen an Sexspielen teilzunehmen. Sie schien ihre Schwierigkeit zu verstehen und unternahm einige Anstrengungen, bei der Behandlung zu kooperieren. In ihren Interviews mit den Ärzten sprach sie frei und zeigte eine selbstsichere Art. Sie war ambivalent in ihrer Loyalität zu ihrem Vater. Ihre Produktionen beinhalteten fantastische Mischungen von masochistischen und sadistischen Ideen eines Bogey Mannes oder eines Biests, welche sie mit dem Tod bedrohten. Die waren offensichtlich synonym für sexuellen Angriff durch ihren Vater, dem gegenüber sie eine deutlich ambivalente Haltung hatte. Sie war unfähig, sich ihrer Schularbeit zu widmen, und all ihre Rede… war durch starke Konfusion und Inkohärenz gekennzeichnet, was ein Ausdruck ihres konfusen Geisteszustandes zu sein schien.«

»Kommentar: Dieses 10 Jahre alte Mädchen von grenzwertiger Intelligenz hat eine Verhaltensstörung, charakterisiert durch Ruhelosigkeit und verfrühte sexuelle Interessen. Dieses Verhalten konnte dem Einfluss ihres Vaters zugeschrieben werden, der ihre Aktivitäten ermutigte und sie sexuell erregte. Sie zeigte eine spezielle geistige Konfusion, welche mit dem vorzeitig stimulierten Sexualtrieb zusammenhing sowie mit der ambivalenten Einstellung gegenüber ihrem Vater, der eine Doppelrolle als Versucher und Superego-Standard spielte.«

»Fall 9: Daisy L., ein 10 Jahre altes Mädchen [IQ 86], wurde im Jahr 1935 wegen sexueller Beziehungen zu mehreren Männern und Jungen wiederholt eingewiesen. Ihre Mutter erklärte, dass sie zuvor ein aufgeschlossenes, respektvolles, liebevolles Kind gewesen sei, und dass sie in der Schule gute Arbeit geleistet habe. Etwa fünf Monate vor der ersten Aufnahme stellte die Mutter fest, dass sie mit jungen Männern und Jungen intim war und auf offener Straße um sie warb. Sie interessierte sich nicht mehr für die Schule, war schulschwänzerisch und verließ häufig ihr Heim. […] Mit Ausnahme der Tendenz zu Sexualstraftaten war die psychiatrische Untersuchung im wesentlichen negativ. Sie war ein liebenswertes, sympathisches Kind, das sich hervorragend an die Krankenhausroutine angepasst hatte. Sie spielte normal mit Mädchen und Jungen und zeigte die üblichen Interessen eines vorpubertären Kindes. Zu keiner Zeit präsentierte sie irgendwelche Beweise für sexuelle Aktivitäten mit anderen Kindern auf der Station. Sie knüpfte guten Kontakt zu den Ärzten und erzählte frei ihre verschiedenen sexuellen Eskapaden. Sie zeigte keine Anzeichen von Angst, Schuld oder Scham. Bei der ersten Aufnahme wurde ihr der delinquente Charakter ihres Verhaltens erklärt, und sie versprach, dieses Verhalten einzustellen. Sie war jedoch nicht in der Lage oder nicht willens, die richtige Kontrolle auszuüben, denn nach jeder Entlassung wiederholte sie diese Aktivitäten erneut. Als sie schließlich einräumte, dass sie nicht davon absehen würde, Männer anzuwerben, musste eine dauerhafte Institutionalisierung arrangiert werden.«

»Kommentar: Dieses zehnjährige Mädchen von subnormaler Intelligenz zeigte einen frühreifen Sexualtrieb und warb offen sexuell um Männer und Jungen… Sie gestand ihre sexuellen Eskapaden offen, sagte, dass sie sie genoss, und präsentierte keinen Beweis von Schuld oder Angstgefühlen. Wiederholte Einweisungen hatten keinen Einfluss auf die Eindämmung ihrer Aktivitäten, und eine dauerhafte Institutionalisierung wurde unumgänglich.«

»Fall 10: Vera A., ein 11 Jahre altes Mädchen [IQ 125], lebte mit… 2 jüngeren Brüdern und der verwitweten Mutter, die für die Unterstützung der Familie arbeitete. Ihre Schulbilanz war gut in Verhalten und Arbeit, und sie wurde von ihren Lehrern als stilles, sittsames Kind beschrieben, das keine ungewöhnlichen Interessen an den Jungen ihrer Klasse zeigte. Kürzlich hatte ihre Mutter entdeckt, dass die Patientin einen vaginalen Ausfluss hatte. Sie brachte sie zu einem Arzt, der sie zu Hause weiter behandelte, in der Regel in der Gegenwart der Mutter. Bei einer Gelegenheit jedoch kam er ins Haus, um das Mädchen zu behandeln, bevor die Mutter von der Arbeit zurückgekehrt war, und das Kind beschuldigte später den Arzt, Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt zu haben. Rechtsverfahren wurden eingeleitet, aber die Anklage wurde wegen unzureichender Beweise zurückgewiesen, und das Kind wurde zur Beobachtung überwiesen.«

»Die ärztliche Untersuchung ergab ein normales, überentwickeltes junges Mädchen, das noch keine sekundären Geschlechtsmerkmale entwickelt hatte. Die Vaginaluntersuchung zeigte einen „ehelichen Introitus“ [einen Eingangsbereich der Vagina, wie er sich nach Koitus-Erfahrung findet]. Ihre schulischen Leistungen waren… weit unter dem Niveau, das ihrer Intelligenz entsprach. In unseren Schulklassen zeigte sie wenig Ehrgeiz oder Interesse, und sie machte wenig Fortschritte. Unter Beobachtung schien sie eher die Interessen eines heranwachsenden Mädchens zu haben als die eines Kindes von 11 Jahren. Dies war im Gegensatz zu ihrer früheren Persönlichkeit, wie sie von Mutter und Lehrern beschrieben wurde. Sie hatte eine angenehme, ansprechende, liebevolle Persönlichkeit und wandte sich für Begleitung an die älteren heranwachsenden Mädchen, deren Hauptinteresse das Problem von boy friends war. Sie passte sich gut an die Krankenhausroutine an, war hilfsbereit und kooperativ zu den Krankenschwestern und war freundlich zu allen Kindern. Sie war besonders interessiert an ihrem persönlichen Aussehen und war in der Tat ein auffallend attraktives Mädchen. In Interviews sprach sie ziemlich frei über ihre sexuellen Aktivitäten, und gab eine weitere Erfahrung mit einem Jungen zu, und sie zeigte ungewöhnliches Wissen über Sexualfragen. Sie prahlte vor den anderen Kindern mit ihren Erfahrungen. Bei mehreren Gelegenheiten wurde sie entdeckt, wie sie flirtende Avancen gegenüber Jungen machte, zeigte aber keine andere offene Geschlechtsaktivität.«

»Fall 11: Rose M., ein 11-jähriges Mädchen [IQ 83], wurde wegen Ausreissens von zu Hause und promiskuitiven Beziehungen zu Männern zur Beobachtung zugewiesen. Sie lebte bei ihren Eltern und war eines der jüngsten von 11 Kindern… Vor ungefähr 2 Jahren besuchten sie und eine Freundin einen Mann und hatten Geschlechtsverkehr mit ihm, der später in ein… Krankenhaus für Geisteskranke eingewiesen wurde. Sie blieb dann bis spät in die Nacht draußen und tat sich mit älteren Mädchen von fragwürdigem Charakter zusammen. Sie fing an, Männer auf der Straße zu bewerben, und erwarb vor kurzem vaginale Gonorrhoe, für die sie in einem anderen Krankenhaus behandelt wurde.«

»Die Untersuchung ergab ein gut entwickeltes und genährtes Mädchen, das keine sekundären Geschlechtsmerkmale aufwies… Sie passte sich im Krankenhaus gut an… zeigte aber Anzeichen eines schlechten Disziplinartrainings. Sie zeigte kein abnormales Sexualverhalten oder Interesse in ihren Beziehungen zu anderen Kindern. Sie hatte eine liebenswürdige… Persönlichkeit und… einen großen Wunsch nach Aufmerksamkeit und Anerkennung… Sie gab sexuelle Aktivitäten seit dem Alter von etwa 8 Jahren, einschließlich Masturbation und in jüngerer Zeit Geschlechtsverkehr mit Männern, zu. Abgesehen von oberflächlicher sentimentaler Scham zeigte sie keine ungewöhnliche emotionale Reaktion auf ihre Erfahrungen. Sie zeigte wenig Interesse an der Schularbeit.«

»Kommentar: Dieses 11-jährige Mädchen mit subnormaler Intelligenz hat das Interesse an ihrer Schule verloren und zeigte vorzeitiges Sexinteresse seit einer Anzahl von Jahren… Unter Beobachtung wurde festgestellt, dass sie ein liebenswürdiges, angenehmes Mädchen in der Vorpubertät war, das kokette, einschmeichelnde Manieren und kein angemessenes Verständnis der moralischen und sozialen Bedeutung ihrer Taten hatte.«

»Fall 12: Fannie S., ein 11-jähriges Mädchen [IQ 81], wurde innerhalb von einem Jahr wegen frühreifen Geschlechtsverkehrs zweimal aufgenommen. Ihre Mutter war psychotisch und wurde in eine staatliche psychiatrische Anstalt… mit geistiger Behinderung überwiesen. Vater… von minderer Intelligenz und… chronischer Alkoholiker. Die Patientin war eines von 8 Geschwistern und wurde seit dem Alter von 4 Jahren von sozialen Einrichtungen betreut. Die lange Geschichte ihrer sexuellen Delikte stammte aus der Zeit ihrer Entfernung von zuhause, und enthielt Selbstbefriedigung, Exhibitionismus, Werbung vor und Sexspiele mit Jungen. Vor zwei Jahren hatte sie Sexbeziehungen mit 8 Jungen und bekam Gonorrhoe-Vaginitis. Sie erhielt Behandlung in einem anderen Krankenhaus und erholt sich. Sie wurde dann in eine Anstalt für Problemmädchen versetzt, wo sie wegen Streitsucht, Wutanfällen und Gebrauchs obszöner Sprache ein besonders schwieriges Problem darstellte. Schließlich wurde entdeckt, dass sie nachts durch das Fenster aus dem Haus entkam und weiterhin Geschlechtsverkehr hatte mit einer Anzahl Männer in der Nachbarschaft

»Die ärztliche Untersuchung ergab, dass sekundäre Geschlechtsmerkmale noch nicht vorhanden waren… Sie war gewöhnlich fröhlich, aber manchmal ausgelassen, frech, aggressiv und stur. Sie war gelegentlich streitsüchtig, oft unruhig und überaktiv. In Interviews nahm sie eine reife, anspruchsvolle Haltung an. Sie erzählte freimütig von ihren sexuellen Erlebnissen und gab zu, über Jahre hinweg Geschlechtsverkehr mit Jungen und Männern gehabt zu haben. Sie erklärte, dass sie erstmals Sexspiele an einer Pflegestelle gelernt hatte, und dass ihre sexuellen Gefühle nun so ausgeprägt waren, dass sie sich oft so unwohl fühlte, dass sie Erleichterung suchen musste. Auf der Station zeigte sie keine offenen sexuellen Aktivitäten und hielt ihr Versprechen aufrecht, ihre Erfahrungen mit anderen Kindern nicht zu diskutieren. Sie passte sich gut im Klassenzimmer an und kümmerte sich gut um ihre Arbeit. Sie wurde zunächst entlassen und in eine strengere Anstalt für Straftäter verlegt, kehrte aber 6 Monate später zurück.«

»Zu dieser Zeit war sie unkooperativ, trotzig und unruhiger. Sie war nicht in der Lage, sich an die Routine anzupassen, und reagierte mit einer arroganten, defensiven Haltung, die in einer obszönen Sprache ausgedrückt wurde. Sie hatte einen Hauch von Groll, wurde grundsätzlich von sich selbst entmutigt, und beschuldigte sich selber für ihre Fehler. Da sich ihr Verhalten nur wenig verbesserte, war die Überstellung in den Kinderdienst einer staatlichen Nervenheilanstalt obligatorisch.«

»Kommentar: Dieses 11-jährige Mädchen von subnormaler Intelligenz hatte eine Geschichte von psychopathischen Eltern und wurde seit früher Kindheit in zahlreiche Pflegeheime unter der Obhut von Sozialbehörden gebracht. Sie zeigte ein frühes Interesse an Sex und warb später bei Jungen und Männern um Geschlechtsverkehr. Zusätzlich präsentierte sie eine schwere Verhaltensstörung. Bei der ersten Aufnahme machte sie eine gute Anpassung im Krankenhaus, aber bei der zweiten machte sie keinen Fortschritt. Sie war sich ihres emotionalen Problems bewusst, fühlte sich aber hilflos und entmutigt von ihrer Unfähigkeit, sich selbst zu beherrschen. Ihre Persönlichkeit wurde zynisch, pessimistisch und menschenfeindlich, und ihr Verhalten war geprägt von ruheloser Überaktivität, trotziger Aggression und allgemeiner Unverbesserlichkeit. Es wurde angenommen, dass die Merkmale der psychopathischen Abweichung in diesem Fall auf die Entbehrung normaler häuslicher und familiärer Beziehungen in der frühen Kindheit zurückzuführen waren.«

»Fall 13: Frances C., ein 11-jähriges Mädchen [IQ 81], wurde aufgrund sexueller Beziehungen mit 2 Männern, in Gesellschaft mit 9 anderen Mädchen, zur Beobachtung aufgenommen. Zwei der anderen Mädchen wurden gleichzeitig aufgenommen (Fall 15) Eines war zu alt, um in diese Gruppe vorpubertärer Kinder aufgenommen zu werden. Frances war die Jüngste in der Gruppe, gehörte zu einer Familie mit 9 Kindern und war in der 3A-Klasse… Es war nicht möglich zu bestimmen, wie die Gruppe ihre Aktivitäten begonnen hatte, ausser dass sich die Mädchen, angereizt durch Geschenke, gegenseitig selber einführten. […] Das Jungfernhäutchen war gelockert, aber nicht gerissen. … Unter Beobachtung präsentierte sie keine Verhaltensprobleme oder ungewöhnliche Geschlechtsinteressen. Sie war ein stumpfes, folgsames, einfallsloses Kind.«

»Sie erzählte objektiv und in emotionsloser Weise ihre verschiedenen Erfahrungen mit den 2 Männern, die ihre Genitalien „berührten“. Sie war auch Zeuge der Aktivitäten der anderen Mädchen. Sie zeigte keine neurotische oder emotionale Reaktion auf die Situation, und hatte keine Einsicht in die Bedeutung ihres Verhaltens. Sie stimmte nur zu, dass es „schlecht“ gewesen sein musste, weil der Richter es ihr so gesagt hatte.«

»Kommentar: Dieses 11-jährige Mädchen von subnormaler Intelligenz machte in der Gesellschaft von 9 anderen Mädchen bei Sexspielen mit 2 Männern mit. Sie war ein einfaches, langweiliges Kind, welches keine Angst oder Schuld in Bezug auf ihr Verhalten zeigte und wenig Einsehen in dessen Bedeutung hatte. Sie war die Jüngste einer Gruppe von 10 Mädchen, die ein gut organisiertes Arrangement für die sexuelle Befriedigung mit 2 nicht verwandten Männern hatten, die sie mit Geschenken bestachen.«

»Fall 14: Ewald H., ein 11 Jahre alter Schweizer Junge [IQ 98], wurde wegen einer Reihe sexueller Aktivitäten mit einem Mann durch das Kindergericht zur Beobachtung überwiesen. Er war ein Einzelkind, welches bei seinem Vater und der Stiefmutter lebte und erst seit zwei Jahren in den Vereinigten Staaten war. […] Er sprach fliessend Englisch und konnte auch Deutsch und Schweizer Dialekt. Er hatte gute Fortschritte gemacht in der Schule und war in der altersgemässen Klasse. Er fühlte sich glücklich zu Hause und sein Vater berichtete, dass er sich gut benahm. Seine körperliche Kondition war gut, und er hatte leicht entwickeltes Schamhaar.«

»Er war ein charmanter, kluger Junge und passte sich gut an den Tagesablauf des Spitals an. Er zeigte keine offenen sexuellen Aktivitäten, solange er unter Beobachtung stand. Er hatte guten Kontakt zu seinem Arzt und teilte offen die Details seiner vergangenen sexuellen Experimente mit. Mit etwa vier Jahren praktizierte er gegenseitige Masturbation mit einer etwa gleichaltrigen Cousine. Zwischen etwa 6 und 8 Jahren lebte er mit einem jüngeren Cousin zusammen. Sie badeten gemeinsam und schliefen im selben Zimmer. Jede Nacht spielten sie gegenseitig mit ihren Genitalien. Mit 10 besuchte er einen Strand und zog sich in derselben Kabine mit einer 2 Jahre jüngeren Cousine aus. Auf seine Einladung hin führten sie wiederholt Sex Spiele durch gegenseitige Masturbation und Annäherung ihrer Sexualorgane aus. Ein 13jähriger Junge lehrte ihn Päderastie, und vor einem Jahr praktizierte er Päderastie und Fellatio mit einem anderen Jungen. Er war neidisch auf Sex bei Erwachsenen: am Strand beobachtete er Männer beim Ausziehen, um ihre Genitalien zu sehen, und er spionierte seine Mutter aus. Einmal bewunderte er die Genitalien eines Mannes, der in einem Feld defäkierte, und später praktizierten sie gegenseitige Masturbation.«

»Die allerneueste Erfahrung war mit einem 40 Jahre alten, verheirateten Verkäufer, der die Gewohnheit hatte, die Jungen beim Spielen zu beobachten. Eines Tages wurde der Mann zufällig auf den Oberschenkel geschlagen und liess seine Hose herunter, um die Verletzung anzuschauen. Der Junge zeigte ein Interesse an seinen Genitalien, und der Mann lud ihn zum Sexspiel ein. Die zwei und ein jüngerer Knabe betraten einen Tunnel, der Jüngere weigerte sich, mitzumachen und ging nach Hause. Unser Patient und der Erwachsene praktizierten gegenseitige Masturbation, Fellatio und Sexualverkehr intra femoris [zwischen den Schenkeln]. Bei zwei anderen vereinbarten Treffen wiederholten sie die Erfahrungen. Der jüngere Knabe berichtete darüber seiner Mutter, der Patient wurde befragt und er gestand. Er willigte ein, die Polizei beim nächsten Treffen zu dem Mann zu führen, und der Mann wurde verhaftet. Der Junge gab zu, dass er sexuelle Aktivitäten genoss. Obwohl ihm gesagt worden war, dass der Zweck von Sex in der Zeugung lag, weigerte er sich, das zu glauben und dachte, dass es nur zum Genuss sei. Er sage, dass er sich selber nun wohl werde zurückhalten müssen, weil es ihn in weitere Schwierigkeiten bringen könnte.«

»Kommentar: Dieser 11 Jahre alte Junge von durchschnittlicher Intelligenz hatte eine freie, hedonistische Einstellung dem Sex gegenüber. Seine sexuellen Aktivitäten waren sowohl homo-, wie heterosexuell und gehen in die frühe Kindheit zurück. Es ist nicht möglich zu sagen, welche frühen Einflüsse seine Interessen geleitet haben mögen. Es gibt keinen Zweifel, dass in diesem Falle der Junge der Verführer des Erwachsenen war.«

Das New Yorker Bellevue Hospital. Dieser Gebäudeteil dient inzwischen nicht mehr als Spital.

»Fall 15: Dorothy R., 12 Jahre alt [IQ 61, als Schwachsinnige eingestuft], wurde zusammen mit Frances C. (Fall 13) aufgenommen und war Teil der Gruppe von 10, die 2 Männer für Sexbeziehungen besuchten. Die Patientin war eine der jüngsten von 11 Geschwistern. Laut der Mutter war die Patientin ein braves Kind, außer dass sie in der Schule zurückgeblieben war… Die psychiatrische Untersuchung zeigte, dass sie ein langweiliges Kind war, welches unverfroren mitteilte, dass sie selber zwei Männer kontaktiert hatte und dafür verantwortlich war, andere Mädchen bei diesen eingeführt zu haben. Sie behauptete, dass ihr Grund dafür darin lag, dass sie ihr Geld für’s Kino gaben. Sie zeigte keine Angst oder Schuldgefühle in Bezug auf diese Situation. Es tat ihr leid, dass sie sich in die Beziehung eingelassen hatte, aber es war offensichtlich, dass diese Reaktion eher auf die Unannehmlichkeiten ihrer Inhaftierung zurückzuführen war, als darauf, dass sie deren delinquente Natur verstanden hätte. Unter Beobachtung hat sie sich im Krankenhaus gut angepasst und war kooperativ, angenehm und freundlich.«

»Kommentar: …Sie zeigte wenig Reaktion von Scham oder Schuld in Bezug auf die Affäre. Sie könnte die Kupplerin der Gruppe gewesen sein, doch das war nicht sicher.«

»Fall 16: Julius P., 12 Jahre alt [IQ 67], wurde aufgenommen, weil er Geschlechtsverkehr mit einem erwachsenen Mann hatte. Der Patient war eines der jüngeren von 11 Geschwistern und lebte bei seinen Eltern. Er war in der sechsten Klasse der öffentlichen Schule, und seine Arbeit war für eine Reihe von Jahren arm gewesen. Vor kurzem entdeckten seine Eltern, dass er an Läsionen seines Anus und Penis litt, und erfuhren, dass er Päderastie mit einem erwachsenen Mann ausgeübt hatte. Die Untersuchung ergab einen gut entwickelten und genährten Jungen mit alten, geheilten syphilitischen Läsionen des Rektums und des Penis… Die psychiatrische Untersuchung zeigte, dass er ein Junge von beträchtlichem Charme und Attraktivität war. Er machte eine gute soziale Anpassung, genoss die Aktivitäten der Station und wurde von der Gruppe akzeptiert. In seinem Spiel auf den Stationen zeigte er keine Tendenz, Sex mit anderen zu initiieren. Während des Interviews mit dem Arzt gab er frei seinen Anteil an der sexuellen Aktivität mit dem Mann zu und erkannte, dass dies die Ursache seiner Krankheit war. Er zeigte jedoch keine Anzeichen von Angst oder anderen neurotischen Merkmalen als Reaktion auf die Situation.«

»Allgemeiner Kommentar«

Als auffallendstes Merkmal dieser Kinder, die sexuelle Beziehungen zu Erwachsenen hatten, sehen die Autoren die Tatsache, „dass sie weniger Anzeichen von Furcht, Angst, Schuld oder psychischer Traumatisierung zeigten, als man erwarten könnte. Im Gegenteil, sie zeigten häufiger entweder eine offene, objektive Haltung, oder sie waren keck, prahlerisch und sogar dreist ihre Situation betreffend. Dies war besonders bemerkenswert angesichts der Umstände ihrer Beobachtung, die bei allen Kindern mit Ausnahme von 2 mit rechtlichen Verfahren einherging oder mit solchen zusammenfiel.“

»Anfangs zeigten die Kinder oft kein Schuldgefühl, aber diese Tendenz entwickelte sich, wenn sie von ihrem Sexualobjekt und Befriedigungsmittel getrennt wurden und der Meinung von Eltern und Gerichtsbeamten ausgesetzt waren. Es trat besonders bei den intelligenteren Kindern auf und schien zum Teil eine Widerspiegelung des Misstrauens gegenüber Erwachsenen zu sein und keine wirkliche Überzeugung des Kindes zu übertragen. In einigen Fällen schien dies zu einer intellektuellen und emotionalen Verwirrung zu führen, die sich aus ihrem Bemühen ergab, ihre persönliche Erfahrung mit der Haltung der Autorität in Einklang zu bringen. Aber bei anderen Kindern schien es ein normaler reparativer Prozess zu sein, der sie dazu brachte, ihre sexuellen Wünsche zurückzuweisen und zu unterdrücken, mit einer Rückkehr zu den üblichen kindlichen Interessen.«

»Die emotionale Reaktion dieser Kinder stand in deutlichem Gegensatz zu jener, die von ihren erwachsenen Vormündern in der gleichen Situation manifestiert wurde, die in einer entsetzten Angst und Besorgnis über die Zukunft des Kindes bestand. Die Bewährungsberichte des Gerichts berichteten häufig über ihre unverfrorene Haltung, die als eine besonders unentschuldbare und beklagenswerte Haltung gedeutet wurde, und eine, die auf ihre grundsätzliche Unverbesserlichkeit hindeutete.«

»Ein weiteres auffälliges Merkmal dieser Kinder war, dass sie ungewöhnlich attraktive und charmante Persönlichkeiten hatten. Sie haben sehr leicht persönliche Kontakte geknüpft. Darüber hinaus schienen solche persönlichen Bekanntschaften wesentlich für ihr Glück und ihre Zufriedenheit zu sein. Dies zeigte sich besonders im Krankenhausumfeld, in dem sie im Wettbewerb mit einer großen Gruppe von Kindern nach Aufmerksamkeit und Zuneigung suchen mussten. Mehr als andere Kinder unternahmen sie alle Anstrengungen, um Aufmerksamkeit von ihren erwachsenen Vorgesetzten zu gewinnen, und häufig zeigten sie selbstsüchtige Züge, wenn sie nach solchen Zielen strebten.«

»Die Vorgeschichte dieser Kinder umfasste in der Regel andere Verhaltensschwierigkeiten zusätzlich zu der in jüngerer Zeit entdeckten sexuellen Delinquenz. Die wahrscheinlich häufigste Beschwerde betraf ihre Erziehbarkeit. Ihr Interesse an der Schule nahm ab, sie kümmerten sich weniger um ihre Hausaufgaben, und einige wurden zu chronischen Schulschwänzern. In einigen Fällen führte dies zu einer so ausgeprägten Schulverzögerung, dass das Kind als defekt galt. Zum Beispiel war Bernice S. (Fall 6), die eine durchschnittliche Intelligenz hatte, in eine ungradierte Klasse eingestuft worden, die normalerweise Kindern vorbehalten war, die unter der Grenzintelligenz lagen.«

»Hyperaktivität und allgemeine Unruhe bei anderen Aktivitäten wurde ebenfalls häufig festgestellt. Dies war eine Beschwerde in den Fällen 3, 4, 6, 8, 10, 11 und 12. Ein Kind, Rose M. (Fall 11), hatte seine Wohnung verlassen. Viele der Kinder waren streitlustig und konnten sich nicht mit anderen Kindern vertragen. Gegenüber ihren Eltern wurden sie oft rebellisch, ungehorsam und respektlos.«

»Die Kinder zeigten keine ungewöhnlichen körperlichen Befunde. Die meisten von ihnen waren gut entwickelt, und einige schienen älter als ihr angegebenes Alter. Sekundäre Geschlechtsmerkmale traten nur in einem Fall auf (Ewald H., Fall 14). Sechs der Mädchen (Fälle 2, 9, 10, 11, 12 und 13) hatten eine Vaginitis, und ein Junge hatte Syphilis erworben.«

»Die Intelligenz dieser Kinder war ein wenig besser als der Durchschnitt für die Gruppe. Zwei Kinder waren hochgradige Defekte (Fälle 15 und 16), 4 hatten eine überlegene Intelligenz (Fälle 2, 3, 4 und 10), und der durchschnittliche Intelligenzquotient der verbleibenden zehn war 84,3. Darüber hinaus wurde in mehreren Fällen festgestellt, dass der erhaltene Intelligenzquotient nicht repräsentativ für die Fähigkeiten des Kindes war. Dies legte die Wahrscheinlichkeit nahe, dass das Kind aufgrund sexuellen In Beschlag Genommenseins und aufgrund von Verwirrung wegen emotionaler Schwierigkeiten nicht seine volle intellektuelle Kapazität ausnutzte.«

»Sieben dieser Kinder zeigten keine offensichtliche akute emotionale oder Verhaltensreaktion auf ihre sexuellen Erfahrungen, während andere einige interessante Effekte zeigten. Drei der jüngeren Kinder (Fälle 1, 4 und 6) manifestierten eine Neigung, zu infantilen Sexualpraktiken zurückzukehren und sich auf onanistische Genitalbeschäftigungen zu fixieren. Wann immer ihre Aufmerksamkeit keinem anderen Objekt gewidmet wurde, gingen sie genitalem Spiel nach. Sie zeigten auch eine Vorliebe für exhibitionistische Triebe. Das letztere Symptom war in Fall 6 so ausgeprägt, dass es zum Ausschluss durch die Gruppe der anderen Kinder der Station führte. Virginia S. (Fall 4), die eine Vorgeschichte früherer oraler Neigungen hatte, hatte bei ihrer ersten Aufnahme die Gewohnheit, eine ganze Reihe von Gegenständen in den Mund zu stecken. Vor der Entlassung aus dem Krankenhaus zeigten diese Kinder eine erhebliche Besserung dieser Störung. Die Behandlung richtete sich auf eine fortgesetzte, überwachte Beschäftigung mit normalen kindlichen Aktivitäten, die mit einem freien Ausdruck normaler kindlicher Zuneigung und Aufmerksamkeit verbunden waren.«

»Drei Kinder (Fälle 2, 7 und 8) reagierten mit einer Form geistiger Verwirrung und Besorgnis. Dies schien durch die Unfähigkeit ausgelöst zu werden, den Konflikt zwischen der äußeren Stimulation der genitalen Sexualität durch einen Erwachsenen und den sozialen Tendenzen zur Sublimierung in Schule und Spiel zu lösen. Dies geschah insbesondere dort, wo junge Kinder von einem Elternteil sexuell missbraucht wurden, was zu einer starken ambivalenten Einstellung und einer Neigung zu Verwirrung über die familiären Beziehungen führte.[…]Dies führte zu Konfabulationen, und die Kinder (Fälle 2 und 8) berichteten häufig über widersprüchliche Tatsachen bezüglich der häuslichen Situation.«

»Eine dritte Art von Reaktion wurde von Fannie S. gezeigt (Fall 12). Sie erlangte eine pessimistische, gefühllose Haltung und war verzweifelt, jemals ihre sexuellen Bedürfnisse ausreichend kontrollieren zu können, um eine angemessene Anpassung vornehmen zu können. Sie nahm eine defensive Haltung an, in der sie oberflächlich keck, aggressiv und gescheit auf erwachsene Weise war, aber unter diesem durchsichtigen Äußeren spürte man die Hilflosigkeit eines schwachen Kindes. Eine weniger ausgeprägte, aber ähnlich misanthropische Haltung wurde von Daisy L. (Fall 9) und Rose M. (Fall 11) präsentiert. Diese drei Mädchen waren Wiederholungstäter, und es gab wahrscheinlich einen kausalen Zusammenhang zwischen der Anzahl ihrer Erfahrungen und ihrer Persönlichkeit.«

»Alle Kinder verfügten über beträchtliches Wissen über Sex, aber es ist bemerkenswert, dass sie selten Sex mit Schwangerschaft oder der Geburt von Kindern assoziierten. Bei den wenigen, die diese Verbindung herstellten, war es offensichtlich, dass es ein oberflächlicheres und weniger wichtiges Konzept war.«

[…]

»Bei der Betreuung dieser Kinder in einer psychiatrischen Abteilung, die eine Vielzahl anderer Verhaltensstörungen beinhaltete, war es wichtig, ihren möglichen Einfluss auf die anderen Kinder zu berücksichtigen. Es war daher bemerkenswert, dass die Mehrheit wenig Neigung zeigte, mit den anderen Sexspiele anzufangen. Wie bereits erwähnt, waren 3 der jüngeren Kinder in ihren Masturbationsaktivitäten exhibitionistisch, aber dies war nur vorübergehend. Die meisten anderen Kinder hielten die anderen unwissend über ihre Vergehen. Nur ein Kind, Vera A. (Fall 10), die während ihrer Beobachtung im Krankenhaus als Zeugin vor Gericht erscheinen musste, nutzte diese Situation, um den anderen als dramatische Heldin zu erscheinen. Auf der anderen Seite schienen diese Kinder eine Vorliebe für mehr erwachsene Partner in ihren sexuellen Aktivitäten zu haben. Dies wurde durch ihre kokettierende [flirtatious] Weise gegenüber auf der Station Aufsicht ausübenden Erwachsenen des anderen Geschlechts und auch durch ihre Neigung demonstriert, nach der Entlassung weiterhin Erwachsenen gegenüber [sexuell] zu werben (Fälle 9, 10, und 11).«

»In einigen Fällen führten die Kinder ihre sexuellen Aktivitäten in Gruppen weiter. Die Fälle 13 und 15 waren Teil einer Gruppe von 10, die 2 ältere Männer besuchten. Sie berichteten, dass jeder den anderen eingeführt hatte, sich aktiv am Gruppen-Sexspiel beteiligt hatte und als Zeuge aufgetreten war. Obwohl sich die meisten Kinder normal auf die Station einstellten, zeigte eine Anzahl impulsive Hyperaktivität und Ruhelosigkeit, was definitiv mit der sexuellen Spannung zusammenhing (Fälle 6, 8, 9 und 12). Diese Kinder hatten selbst einen beträchtlichen Einblick in die Ursache ihrer Beschwerden und suchten häufig zu dieser Zeit die Hilfe des Arztes.«

»Bei weitem die größte Gruppe dieser Kinder schienen potenziell normale Kinder zu sein, die von Erwachsenen direkt in Sexualpraktiken eingeführt worden waren, oder die wegen ihrer emotionalen Entbehrung in früheren Jahren anfälliger für Verführung durch Erwachsene waren. Solche Kinder schienen in der Lage zu sein, die sexuellen Interessen, Beschäftigungen und Aktivitäten unter normalen Umständen mit minimalen neurotischen Merkmalen aufzugeben.«

»Diskussion«

»…Die wenigen Studien, die zu diesem Thema gemacht wurden, waren zufrieden damit, es als ein Beispiel für erwachsene Sexualperversion zu betrachten, von der unschuldige Kinder durch geeignete rechtliche Maßnahmen geschützt werden müssen. Obwohl diese Einstellung in einigen Fällen korrekt sein mag, würden bestimmte Merkmale in unserem Material darauf hindeuten, dass die Kinder nicht widerstehen können und oft eine aktive oder gar initiierende Rolle spielen. […] Das Kind sucht in seiner Beziehung zum Erwachsenen eine Form der Befriedigung, die dem Kind zumindest in einigen Fällen durch sexuelle Aktivitäten gegeben wird

»Diese Studie scheint darauf hinzuweisen, dass diese Kinder zweifelsohne nicht vollständig den Mantel der Unschuld verdienen, mit dem sie von Moralisten, Sozialreformern und Gesetzgebern ausgestattet wurden. Die Geschichte der Beziehung legte in unseren Fällen in der Regel zumindest etwas Zusammenarbeit des Kindes in der Aktivität nahe, und in einigen Fällen nahm das Kind eine aktive Rolle in der Einleitung der Beziehung ein. […] Es ist wahr, dass das Kind als Grund oft Angst vor körperlichem Schaden oder die Verlockung durch Geschenke vorbrachte, aber dies waren offensichtlich sekundäre Gründe. Selbst in den Fällen, in denen durch den Erwachsenen körperliche Gewalt angewendet worden sein könnte, erklärte dies nicht ganz die häufige Wiederholung der Praxis. In den meisten Fällen wurde die Beziehung nicht unterbrochen, bis sie von ihren Vormündern entdeckt wurde, und in vielen Fällen verhinderte der erste Verweis nicht die Entwicklung weiterer ähnlicher Kontakte

»Ferner scheint die emotionale Gelassenheit der meisten Kinder… darauf hinzudeuten, dass sie aus der Beziehung eine grundlegende Befriedigung gezogen haben. Diese Kinder agierten selten als geschädigte Partei und zeigten oft keine Anzeichen von Schuldgefühl, Angst oder Scham. Zeigten sie irgendwelche emotionalen Störungen, so konnte das eher auf äußeren Zwang, als auf innere Schuld zurückgeführt werden. Ein verblüffendes Merkmal war schliesslich, dass diese Kinder ungewöhnlich charmant und attraktiv in ihren äußeren Persönlichkeiten waren.«

»So erstaunt es nicht, dass wir häufig die Möglichkeit in Betracht zogen, dass das Kind der tatsächliche Verführer gewesen sein könnte und nicht der unschuldig Verführte.«

[…]

»In unserem Material zeigten die meisten Kinder abnormes Interesse an und ein Streben nach Aufmerksamkeit von Erwachsenen, und sie waren mit ungewöhnlich attraktiven, charmanten Persönlichkeiten ausgestattet. Zweitens können die hemmenden Kräfte… aufgrund von mentalem Mangel ungenügend sein; einige der Fälle hatten schwachsinnige oder grenzwertige Intelligenz. Schließlich können äußere oder Umweltfaktoren eine schlechte emotionale Entwicklung begünstigen; einige dieser Kinder waren unglücklich, weil ihnen die normale Befriedigung zärtlicher elterlicher Liebe oder anderer äußerer Interessen verweigert wurde, die das emotionale Wachstum des Kindes unterstützen. Ein weiterer externer Faktor kann die abnormale Stimulation der sexuellen Triebe durch Erwachsene sein.«

»Die Erfahrung des Kindes in seiner sexuellen Beziehung zu Erwachsenen scheint nicht immer traumatisch zu wirken… In unseren Fällen scheint die Erfahrung die Triebe zu befriedigen, und alle entgegengesetzten Zwänge (Schulung, moralische und ethische Ideen usw.) werden wahrscheinlich durch die einzigartige.. Allianz von Kind und Erwachsenem unterdrückt. Dass die Verbindung im [Sexual-]Akt selber mit einem Erwachsenen geschieht, der für das Kind immer noch den allmächtigen Elternteil repräsentiert, macht die Übertretung wahrscheinlich akzeptabel [für das Kind; m.]. Zweitens bietet die Erfahrung dem Kind die Möglichkeit, in der Realität… eine kindliche Phantasie zu erproben, es findet wahrscheinlich die Folgen weniger schwerwiegend und tatsächlich sogar erfreulich für seinen Lustsinn. Das emotionale Gleichgewicht ist somit zugunsten von Zufriedenheit.«

»Unser Material lässt keine Spekulationen über die entfernten Wirkungen von offenen sexuellen Aktivitäten von Erwachsenen auf Kinder zu. Eine sorgfältige Untersuchung dieses Aspekts des Problems, wie sie kürzlich von Rasmussen unternommenen wurde, behauptet, dass der schädliche Einfluss auf die Persönlichkeit des Erwachsenen minimal ist, soweit dies anhand sozialer Anpassung und der Freiheit von psychischen Erkrankungen beurteilt werden kann. Unter 54 Fällen, die in einem späteren Follow-up untersucht wurden, fand Rasmussen nur 8 Frauen, die aus psychiatrischer Sicht abnormal waren, und bei denen waren andere, bedeutendere prädisponierende Faktoren vorhanden

»Einige der Kinder zeigen unmittelbare schädliche Auswirkungen auf ihre Persönlichkeitsentwicklung. Das kindliche Stadium wird beim jüngeren Kind verlängert oder rückgängig gemacht, und das sogenannte latente Stadium mit seinen normalen intellektuellen und sozialen Interessen wird geopfert. In einigen Fällen scheint es mentale Retardierung zu geben, und Schulleistungen werden gebremst. Angstzustände, die sich auf soziale Beziehungen erstrecken, treten besonders bei Kindern auf, die von den Eltern verführt werden. Solche Inzest-Erfahrungen verzerren zweifellos die richtige Entwicklung ihrer Einstellung gegenüber Mitgliedern der Familie und folglich der Gesellschaft im allgemeinen… Im Stadium der Präpubertät scheint eine Tendenz zur frühzeitigen… Entwicklung adoleszenter Eigenschaften zu bestehen. Dies zeigt sich manchmal in einem erhöhten Interesse an sexuellen Angelegenheiten… Die Beschäftigung mit schlecht ausgedrückten Phantasien und die Tendenz, sich von den Aktivitäten der normalen Kindheit zurückzuziehen, kann dem Kind den Anschein geben, entweder sehr stumpf und fehlerhaft zu sein oder schizoid.«

[…]

»Die Behandlung in unseren Fällen befasste sich hauptsächlich mit der Linderung der akuten Reaktionen. Diese wurden durch eine offene Diskussion der Situation und eine Hinlenkung der Energien zum Spielen und intellektuellen Streben getroffen. In den meisten Fällen, in denen adäquate Ersatzprodukte angeboten wurden, verloren die Kinder schnell ihre sexuellen Interessen. In jenen Fällen, in denen das sexuelle Problem Teil des allgemeineren Problems der Hyperkinese und der psychopathischen Persönlichkeitsstörungen war, war ständige Überwachung angezeigt, und es wurde institutionelle Pflege empfohlen. Dasselbe galt für die eher zurückgebliebenen Kinder, vor allem weil die Einrichtungen für schadhafte Kinder ihnen die besten Möglichkeiten für eine normale Umgebung bieten konnten. Einige Kinder in der Nähe des Adoleszenzalters zeigten eine frühreife Entwicklung des Sexualtriebs, mit einer Diskrepanz in der Entwicklung des Rests der Persönlichkeit, und schienen am besten in Institutionen betreut, die ihr soziales Leben überwachten.«

»Zusammenfassung«

»Es wird über 16 Fälle von nicht ausgewählten, aufeinander folgenden Aufnahmen von Kindern berichtet, die wegen sexueller Erfahrungen mit Erwachsenen von den Kindergerichten oder anderen Agenturen zugewiesen wurden. Die Altersvariation in der Serie lag zwischen 5 und 12 Jahren. Elf der Kinder waren Mädchen und 5 waren Jungen. Sechs Mädchen hatten eine Vaginitis und ein Junge hatte Syphilis. Körperliche Untersuchungen waren ansonsten im Wesentlichen negativ. Vier Kinder hatten eine überlegene Intelligenz, zwei waren hochgradig defektiv, und der durchschnittliche Intelligenzquotient der restlichen zehn war 84,3.«

»Die sexuelle Beziehung zwischen dem Kind und dem Erwachsenen schien in diesen Fällen nicht nur vom Erwachsenen abhängig zu sein. Das Kind war entweder ein passiver oder aktiver Partner in den sexuellen Beziehungen zum Erwachsenen und schien in einigen Fällen der Initiator oder Verführer zu sein. Fast alle Kinder hatten auffallend charmante und attraktive Persönlichkeiten. Es kann nicht gesagt werden, ob ihre Attraktivität die Ursache oder Wirkung der Erfahrung war, aber es ist sicher, dass die sexuelle Erfahrung ihren Reiz nicht beeinträchtigt hat. Ihre emotionalen Reaktionen waren bemerkenswert frei von Schuldgefühlen, Furcht oder Angst in Bezug auf die sexuelle Erfahrung. Es gab Hinweise, dass das Kind eine gewisse emotionale Befriedigung aus der Erfahrung zog.«

»Die erhöhten Sexualinteressen bremsten die Entwicklung einiger Kinder, wobei die Reaktion mit ihrem Alter variierte. Im infantilen Stadium waren infantiles Verhalten und Interessen verlängert; in der frühen Latenzzeit waren Erziehbarkeit und soziale Anpassungen behindert; und in der Periode der Vorpubertät erschienen adoleszente Probleme der Anpassung. Das hyperkinetische Kind wurde schwieriger zu handhaben, und das geistig defekte Kind war für Training und soziale Anpassung weniger ansprechbar.«

»Die Behandlung bestand aus einer offenen Diskussion über Sexualfragen; der Präsentation anderer Ausdrucksmittel in Spiel-, Schul- und sozialen Aktivitäten; und in ausreichender Demonstration von Zuneigung durch die Erwachsenen in der Umgebung. Einige Kinder benötigten eine längere Institutionalisierung.« [übersetzt durch montebas]

*) LAURETTA BENDER, M.D. and ABRAM BLAU, M.D. (1937) THE REACTION OF CHILDREN TO SEXUAL RELATIONS WITH ADULTS. American Journal of Orthopsychiatry, 7(4): 500-518. DOI:10.1111/j.1939-0025.1937.tb05293.x (leicht gekürzt, einige überleitende Kommentare).

Rasmussen, Ausgusta (1934
). DIE BEDEUTUNG SEXUELLER ATTENTATE AUF KINDER UNTER 14 JAHREN FÜR DIE ENTWICKELUNG VON GEISTESKRANKHEITEN UND CHARAKTERANOMALIEN. In: Acta Psychiatrica Scandinavica, S. 351-434.
https://montebas.blog/2023/03/10/krankhafte-wirkungen-hat-man-uberhaupt-nicht-nachweisen-konnen/ : „Die Reaktion der Kinder auf sexuelle Beziehungen mit Erwachsenen“ *

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