„Sei verführerisch“ / „Pedomom“ – Sexuelle Interessen der Mutter / Sexualisierte Umgebung / Frühe Verliebtheit / „Zuspitzungen“ / Erste Nackt-Aufnahmen veröffentlicht / Polanski – Spermula – Bourboulon / Maladolescenza / Der erste Freund.
Für Schnellleser: Lest einfach nur die grau unterlegten Absätze !
Erotische Aufnahmen von Kindern sind ungefähr so alt wie die Fotografie. Gerade in der Frühzeit, als die junge Kunst nach Orientierung suchte, waren Kinder ein beliebtes Sujet, oft auch mehr oder weniger nackt. In der Epoche des Viktorianismus, in der diese Selbstfindungsphase der Fotografie stattfand, war „Unschuld“ ein beherrschendes Konzept, und eine Eigenschaft, die Kindern als von Natur aus zugeschrieben gedacht wurde. [1] Unschuldig blieben Kinder selbst dann, wenn sie dem Bildbetrachter kokettierende Blicke zuwarfen. So war das auch bei einem berühmten Vertreter dieser Kunstrichtung namens Charles Dodgson, der unter dem Pseudonym Lewis Carroll als Autor von Alice im Wunderland berühmt wurde, ebenso als Fotograf der realen Alice, die seine Muse war. [2] Dieses ambivalente Konzept von Unschuld und Koketterie trieb noch in den 20er, 30er Jahren des letzten Jahrhunderts den quirligen Kinderstar Shirley Temple um; [3] wurde dann bei Lolita komplizierter; wich bei den „Blutjungen Verführerinnen“ schierer Trivialität, und bei Hamilton einer spannungslosen „Schönheit um ihrer selbst willen.“
Als Zeitgenossin Hamiltons betrat anfangs der 70erJahre eine Frau namens Irina Ionesco (genannt Irène) die Bühne. Aus dem Pariser Milieu kommend, mit einem guten fotografischen Auge, soliden Kenntnissen über Bildkomposition, und einem Glücksfall von einer kleinen Tochter namens Eva ausgestattet, hat sie die Ambivalenz neu ausgereizt. Sie pflanzte die Unschuld des Kindes in einen oft klar pornografisch präsentierten Körper, und verschärfte dessen Blick leicht ins Satanische (worin man Verwandtschaft mit der Goth Bewegung sehen kann). Damit polarisierte sie.

Jahrzehnte später erregte diese Tochter – acht Jahre lang die Muse ihrer Mutter – Aufsehen durch Prozesse gegen sie. Die Gegenseite war damit eröffnet. 2011 gestaltete Eva diese Sicht in einem autobiografisch basierten Film, wo sie die radikalen Bilder der Mutter mit einer subtilen Bilderzählung angriff. Eva später dazu in Interviews: in Wirklichkeit sei alles viel schlimmer gewesen, als im Film gezeigt. Probleme der Visualisierung mit einem Mädchen im fraglichen Alter hemmten sie, „…die Geschichte von der Abscheu und auch der Freude zu erzählen, die manche Kinder dabei haben, sich zu entblößen.“ [4] 2017 reichte sie folgerichtig den autobiografischen Roman «Innocence» nach, [5] an dessen heiklen Stellen sie sich keinen Zwang antun musste (aus dem allerdings noch weniger Freude am Entblößen hervorgeht). Tatsächlich wird einem bei der Lektüre vieler Stellen drastisch klar, dass da an eine adäquate filmische Umsetzung nicht zu denken war. Davon kann sich der Leser dieses Blogs im nächsten Abschnitt selber überzeugen. Auch die begabteste Kinderdarstellerin hätte solche Szenen nie zu leisten vermocht, und es wäre ihr nicht zuzumuten gewesen.
Noch ein Wort zum Tatsachengehalt: Auch ein autobiografischer Roman erlaubt die Fiktion. Mindestens atmosphärisch, im Sprachstil des Mutter-Tochter-Paars, wie auch in den beschriebenen Posen und im Inhalt der geschriebenen Dialoge wird man sich aber auf die Autorin verlassen dürfen. Darüber hinaus scheinen einige der erzählten Ereignisse schlicht zu krass, zu skurril, zu strange, um erfunden zu sein, und ich wüsste auch keine Motivation dafür. Und nun „Klappe“ für einen Blick in die Werkstatt des (manchmal) Obszönen.
„Soi plus séductrice !“
(Sei verführerischer!)
»Ich zog mich komplett aus, cremte meinen Körper leicht ein, das Gesicht mit Pan Cake [eine Schminktechnik, die aus dem Theater bekannt ist; mb.], es roch nach nasser Kreide. Die Wanne war schmutzig… Ich hatte einen dicken Bauch vom Abendessen, das hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich inspizierte mich mit meinem Kusslippen-Rouge und den Lidschatten im Spiegel. Ich glich einem Monster auf der Messe.«
– Bist du bereit?
– Ich kann nicht posieren, ich habe einen dicken Bauch.
– Was redest du da für dummes Zeug? Das ist hübsch, der Bauch ein wenig rund!
– Nein, das ist hässlich, ich mag es nicht!
– Ah non, du hast nicht das Recht, mir das anzutun… Mach ein hohles Kreuz, damit wir sehen…
»Ich streckte meinen Bauch weit vor und legte meine Hände auf die Kante meines haarlosen Sexe, ich gab die Verführerin. Sie geriet in Ekstase, sie konnte sich nicht mehr ruhig halten, also nahm ich eine Plastikhortensie, wie man sie auf dem Friedhof hat… Ich steckte sie zwischen meine Beine, als hätte ich eine überentwickelte Mieze, eine ultra-aufgeblasene Muschi.« [S.169]
[Eva hat mit dieser Idee der Hortensie vor der Vulva zur Entstehung eines ihrer berühmtesten Bilder beigetragen. Eine Kopie findet sich unter ‚Palais de Mucha Prague‘. Manche Betrachter schreiben generell die besondere Qualität von Irinas Eva-Serie, das Trotzig-Erotische, dem eigenwilligen gestalterischen Mitwirken ihrer Tochter zu. Klein-Eva hat ihr Abbild jeweils nur mit einem von ihr ungefragt aufgedrückten Stempel „verkauft“.]
Nachdem Irène sie für die gute Idee gerühmt hatte, holte sie eine Krone aus ihrer Requisitenkammer. Eva warf sie zu Boden.
– Ich hab keine Lust!
– Du bist nichts anderes als ein kleines aggressives Mädchen!
Dann wies Irène ihre Tochter an, sich wie auf einem Gemälde von Cranach (einem spätmittelalterlichen Maler, der Eva wohl wenig bedeutete) hinzustellen.
– Wölbe deine Brust! Wölbe sie stärker! Und die Augen wie eine Katze! Zeig deine Vulva, die Verführerin, die grosse Liebhaberin, den Kopf weit nach hinten gelehnt!“
Eva zählte keine sechs Jahre.

In Buchform lässt sich beschreiben, was sich im Film schwerlich darstellen lässt, das dürfte obiger Abschnitt gezeigt haben. Mehr weiter unten…
Links das Buchcover, mit Klein-Eva und ihrem Vater, der für sie sehr wichtig war, von dem sie aber durch Machenschaften ihrer Mutter früh getrennt wurde [hinten links].
Foto durch Mutter Irène, 1968 [Eva dreijährig].
Am Ende der Sitzung schminkte sie sich ab und nahm ein Bad. In der Wanne schloss sie die Augen und fantasierte die Gegenwart ihres Vaters. Dann verliess sie die Wohnung ihrer Mutter und stieg ins Nebengebäude, zu „Mamie“, ihrer Ur-Grossmutter und Betreuerin, mit der sie zusammen lebte. Irène logierte hingegen allein in einer grösseren Wohnung, in einem andern Gebäudeteil an der Avenue Soult, während Eva bis zum 12. Altersjahr auf einem Feldbett im Wohnzimmer der kleinen „Dienstmädchenwohnung“ schlafen musste.
Theda Bara
Obige Szene ist typisch. Sie gibt einen Begriff vom erratischen Erziehungsstil der Mutter, die ihr Kind schnell wechselnd hoch lobt und zusammenstaucht, nach vom Kind schwer erkennbaren Regeln. Typisch auch ihr Verweis auf den Maler Cranach. Solche Anweisungen – „fais Cranach!“ „Stell dich wie die Figuren bei Cranach hin!“ – gab sie häufig, auf wechselnde Künstler Bezug nehmend. Irène war ambitiös. Zweifellos versuchte sie, sich mit dem Verkauf der gewagten Bilder ein angenehmes Leben zu finanzieren. Aber sie war auch vom Ehrgeiz getrieben, in die etablierten Künstlerkreise von Paris aufzusteigen. Ihr stilistisches Vorbild fand sie zur Hauptsache in Theda Bara, einer Figur aus dem frühen Hollywood. Eine der Anweisungen zu Körperhaltung und Mimik, die Eva oft zu hören bekam, lautete darum: Fais Theda Bara !
Irène holte den Totenkopf hervor, der fast nie fehlte. Eva hielt ihren Kopf nahe an ihn. Darauf Irène:
– Nicht schlecht, spreize die Beine ein wenig, nicht zu sehr. Der Popo ist hübsch, noch hübscher jetzt.
»Ich wölbte meinen Oberkörper so weit vor, wie es ging.«
– Stell dir vor, es wäre dein Verlobter, und mach, wie wenn du in die Hölle blicken würdest.
»Ich habe den Totenkopf geküsst und den Boden betrachtet.«
– Sei verführerischer… die Augen wie das Mädchen, welches du gut magst, du weisst schon..
– Theda Bara?
– Ja. Theda Bara….
»Ich habe die Augen nach oben gedreht und ein Bein über das andere gelegt.«
– Geht es so, oder willst du, dass ich meine Beine mehr öffne?
– Öffne sie komplett. [S.120]
»Ich habe den Schenkel ganz angehoben, ich sah meinen nackten Schamhügel, ich habe mich in den Spiegeln inspiziert, und sie drehte sich nach mir um, mit einer Kindergrimasse. Sie hörte nicht auf, mich zu fotografieren.«
»Ich habe für einige Augenblicke innegehalten mit posieren, dann habe ich ein grosses Kruzifix aus Metall genommen, welches ich auf meinen Sexe gelegt habe, und ich habe ein hohles Kreuz gemacht, mit einem Finger im Mund.«
– La vache! Das ist schön! Das ist stark! Rühr dich nicht!
Irène hatte das Kreuz vom Friedhof gestohlen. Gestohlen wurde viel, von der Mutter und von der Tochter.
»Die Sitzung war beendet, ich war nackt und in Strapsen, auf hohen Absätzen, mit Boas in allen Farben um meinen Hals… den Totenkopf neben mir…«
– 36 Posen, das ist nicht viel. Nächstes mal machen wir das doppelte. [S.120ff.]
Theda Bara war das erste Sexsymbol des Stummfilms (Wiki), eine femme fatale des frühen Hollywood. „Auf Fotos war sie oft halbnackt in erotischen Posen zu sehen und/oder mit magischen Symbolen wie Totenschädeln, Skeletten und Raben. Ihre Filmkostüme waren an Eindeutigkeit kaum zu überbieten.“ (Wiki)
„Da die Filmzensur erst Mitte der 1920er Jahre verschärft wurde, waren anzügliche Aufmachungen und sexuell provokante Szenen möglich. Der Rollentyp des Vamps war etabliert.“ (Wiki) Eine interessante Parallele: Auch bei Evas Bildern hat es lange gedauert, bis die Zensur einsetzte.
Die fünfjährige Eva Ionesco ist dann folglich der erste Kinder-Vamp.
Eine typische Aufnahme von Theda Bara.
Es gibt dazu min. eine Aufnahme von Eva, geschossen durch ihre Mutter, auf der Eva wie Theda Bara dreinblickt und geschminkt ist.

Ihre Tochter als Vamp aufzubauen und selber durch die Karriere ihres lebenden Kunstprodukts berühmt zu werden, das war das Ziel der Mutter. Die Wirkung der Bilder wurde verstärkt durch die düstere Schwarz-Weiss Fotografie, in deren Gesamtheit das Schwarz dominierte. In deren Mitte stand das meist einsam posierende, erotisch attraktive, oft seltsam bis gar nicht gekleidete und mit rätselhaften Requisiten versehene, stark geschminkte Kind, dessen Körper mit Kunstlicht nur wenig modelliert wurde. Die Pose selber wie auch die Objekte, die das Kind umgaben, schienen dabei tiefere Sinnhaltigkeit anzudeuten. So gehörte wie bei Theda Bara der Totenkopf dazu, vom „todernst“ blickenden nackten Kind in der Hand gehalten. Das gab ihm eine Aura, als ob es von einem anderen Universum käme und aus diesem geheimnisvolle Macht schöpfen würde. Die erotischen Reize, die es dabei aufblitzen liess, schienen sozusagen unter Hochspannung gesetzt und durch den „Katzenblick“ zusätzlich bewehrt. Wer das Kind begehren sollte, würde vom Blitz getroffen. Dabei war alles getan, es möglichst begehrenswert zu machen, ja es rief danach, begehrt zu werden.

Klein-Eva mit Katzenblick, nach dem Vorbild von Theda Bara.
So kann man das interpretieren, wenn man will – wobei Irène selber sich wohl wenig Gedanken über die Tiefe ihrer Aussage machte. Hauptsache, das Bild wirkte anziehend, schien eine Aussage zu haben und nach Kunst auszusehen. Für das Kind selber sah sie daraus nie eine Gefahr entstehen, gab sie sich doch überzeugt, dass seine Unschuld unangetastet bliebe. Darum der Titel „Innocence“ für Evas Kindheitsroman. Unschuld ist da gleichzeitig das Etikett, das die Mutter ihr damit anhängte, egal, was das Bild gerade zeigte, und das, was Eva gern wirklich gefühlt hätte.
Eva, die Rede ihrer Mutter nachahmend:
»Weißt du, sie posiert so, aber sie weiß nichts über Sex, über Männer, für sie bedeutet es nicht viel, ihre Beine zu spreizen … « [6]
Was Eva noch sagte: dass sie damals nie begriffen habe, was ihre Mutter eigentlich von ihr wollte. [S.223] Damit scheint schon manche Störrischkeit Evas und die notorische Gereiztheit zwischen Mutter und Kind ein Stück weit situativ erklärt.
Sexuelle Interessen der Mutter (an der Tochter)
Das Fotografieren ihrer aufreizend posierenden Tochter bot vielleicht der Mutter auch eine unmittelbare Befriedigung, oder entsprach einem komplizierten sexuellen Interesse an ihr. Eva:
»Seit meinem frühesten Alter trägt sie ein starkes Interesse an meiner kindlichen Sexualität, aber auch daran, dass sie die Macht hat, mit mir zu machen, was sie will.« [S.18]

Als ehemaliger Nackttänzerin mochte ihr das erotische Zurschaustellen des eigenen Körpers etwas bedeutet haben. Nun befriedigte sie vielleicht dieses Interesse anhand ihrer Tochter, ihres Mini-Me, ihres jüngeren und schöneren Selbst. Das Kind war für sie Objekt und stellvertretendes Subjekt zugleich. Eva wiedergibt im Buch mehrere solche Dialoge, die immer um den einen Punkt kreisen: um das Hervorheben des kindlichen Sexe. Irène scheint das kleine Mädchen immer erst dann gerühmt zu haben, wenn sein „petit minou“ [das „Kätzchen“ – eine mögliche Übersetzung] optisch in den Mittelpunkt gerückt war:
»Am Abend… fand eine der nächtlichen Sitzungen statt, und ich zeigte ihr wieder meinen Sexe, von dem sie sagte, dass er „So schön und glatt, eine wilde, gewölbte und prächtige Blume sei, eine giftige und so unschuldige Blume; der kahlköpfige Berg, das kleine Sparschwein, ein absolutes Wunder, ein wahres surrealistisches Kätzchen! Ein einzigartiges Kätzchen; das Kätzchen seiner Mama, oh ja!“« [S.151]
»Le soir… eut lieu une des séances nocturnes, je lui ai encore montré mon sexe dont elle disait, qu’il était „si beau et lisse, und fleur sauvage, bombée et proéminente, une fleur vénéneuse et si innocente, le mont chauve, la petite tirelire, une merveille absolue, un vrai minou surréaliste !! un minou unique, le minou à sa maman oh oui !“« [S.151]
…le minou à sa maman – Der französische Partikel ‚à‘ mag hier verschiedene Relationen zum Ausdruck bringen: Das Kätzchen, welches seiner Mama gehört; für sie da ist; nach ihrem Geschmack ist; nach ihr geformt ist. Irène hat in ihren sonstigen Arbeiten ausschliesslich Frauen fotografiert, fast immer nackt, in ebenso sexuellen wie selbstverliebten Posen.
Proéminente – vorgewölbt, hervor-ragend. Als Eva sich einmal am Strande hinlegen soll, gerät die Sprache der Mutter noch etwas „zugespitzter“:
– Joli joli fais le minou pointu ! Allez Bibou soi gentille ! [S.147]
Übersetzung durch Reverso Traduction:
– Hübsch, hübsch, mach die Muschi spitz ! Mach schon, Bibou, sei nett ! [S.147]
Google-Übersetzung: Spiele das spitze Kätzchen !
(Geht das schon in Richtung „Pädomom“ ?)
Weiter unten wird eine Stelle folgen, die so etwas wie ein Zurückschlagen von Eva mit gleichen Mitteln offenbart (wenn man an „pointu“ denkt).
Die eigene sexuelle „Geilheit“, die die Mutter beim Fotografieren ihrer nackten Tochter empfand, wird im Film durch die Darstellerin mit einem leisen Stöhnen markiert, welches die Aufnahmen kontinuierlich begleitet. [11]
„Da hatte auch ich Lust, sie im Schlaf zu missbrauchen.“
Eva Ionesco [siehe hier weiter unten]
London und die andere Leidenschaft
Irènes Arbeiten mit Eva scheinen schnell zu ersten Erfolgen geführt zu haben. Ein Antiquitätenhändler oder Verleger aus London lud die Beiden für einige Tage zu sich ein. Das gab Mutter und Tochter die Gelegenheit, einer Leidenschaft zu frönen, die sie vereinte: die Mode. Stundenlang durchwühlten sie gemeinsam die einschlägigen Fundgruben für Extravagentes und Teures. Eva sagte später einmal, für Essen habe man oft kaum das nötige Geld gehabt, für Kleider aber immer. Irène zeigte sich Eva gegenüber in Spendierlaune, nicht ohne dabei an zukünftige Fotomöglichkeiten zu denken:
– Les vêtements… c’est pour les photos d’abord… [Die Kleider sind vor allem für die Fotos]
– Du bist widerlich !
– Überhaupt nicht.. Ich nehme dich mit in mein Leben als Frau. Schätze dich glücklich und sage dir, dass ich dazu nicht verpflichtet bin, kein anderes Mädchen hat diese grosse Chance, glaube mir !
Daneben bewunderte Eva im London der Rock-Epoche Banden von Teddymädchen, die mit Fahrradketten um den Hals als grimmigem Schmuck promenierten. Ebenso bewunderte sie den etwas älteren Sohn des Porno-Herausgebers. Als er sie beim Schminken von Kopf bis Fuss im Spiegel musterte, bemerkte sie, wie sich ihr Körper spannte, „obwohl ich keine sieben Jahre alt war.“ [S.213]

Bild oben: Irène, Fotografin und Mutter, war eine Meisterin der Selbst-Inszenierung. In diese bezog sie mitunter auch ihre Tochter ein. Sie wurde als Teil des Selbst ihrer Mutter dargestellt.
Eva und Irène waren später noch einmal zu Gast an der Londoner Adresse. Im Buch widmet Eva dem mit 13 Jahren tödlich verunfallten Jungen einen fiktiven Brief, worin sie schreibt: „Ich habe immer bereut, dass wir uns nie geküsst haben.“ Ebenfalls klärt sie ihn – fantasiert – darüber auf, dass sie damals, als sie keine dreizehn war und er fünfzehn, Heroin genommen habe. Es ist die früheste und wohl einzige Erwähnung ihrer Sucht im Buch, welches ungefähr mit ihrem 11. Lebensjahr abschliesst. [S.216] Sicher ist, dass sie mit 10 das erste Mal Heroin nahm, [7] und es sich nach 11 häufig spritzte, u.a. in der Toilette des Lycée, dessen erste Klasse sie damals besuchte. Wie sie dazu kam, erzählt sie nirgends. Zur Finanzierung der Sucht macht sie später Andeutungen, bezogen auf das Alter 12-13. Da sieht es ganz einfach aus: sie hat kleinere Portionen weiterverkauft.
Geld
Als Eva, zurück aus London, bei Mamie [ihrer Urgrossmutter und Betreuerin] zu Tisch sass, und Irène wieder einmal an der Wohnungstür um Einlass bat, flehte Eva Mamie an, sie nicht herein zu lassen. Darauf schiebt Irène ein beschriebenes Blatt unter der Tür durch:
– Meine Tochter, du fehlst mir, du bist der Star, komm deine Kleider probieren, ich brauche dich dringend, ich liebe dich !!!
Eva zu Mamie: „Ich verachte sie. Du bist meine Mutter.“ Dann fragte sie nach Dessert. Es gibt keinen.
– Deine Mutter hat mir kein Geld mehr gegeben, seit England. Nun warte ich auf das Mandat von Margareth.
Margareth war die Mutter von Irène und zugleich ihre Halbschwester. Irène Ionesco ist ein Inzest-Kind, gezeugt durch den Vater ihrer Mutter, als Margareth 14 war. Margareth lebte in San Francisco und beging 1976 Suizid. [S.222]
Die Sitzungen dauerten länger und länger. Irène fotografierte Eva in bondage; als Alice, als Lolita chérie; mit einem Hostien-Kelch oder einem Kruzifix. Eva stieg immer später zu Mamie herunter und schminkte sich nach den Foto-Sessionen aus Müdigkeit und Überdruss nicht einmal mehr ab. Sie wollte nicht mehr zur Schule, sie wollte nie mehr für Irène posieren. Irgendwann schlug sie auf ihre Mutter ein. Irène:
– Du bist von der schlimmsten Sorte wie dein Vater, das liegt an den degenerierten Genen der Nazis, was er ist! [S.252 ]
Papa
Evas Vater hatte die ersten drei Jahre ihres Lebens mit Irène und ihr zusammengelebt. Irène führte damals noch das Rose d’Ispahan, ein iranisch angehauchtes Restaurant. Irène soll nicht gewünscht haben, dass er Eva als sein Kind anerkennt. In einem Interview von 2017 sagt Eva, sie hätte trotzdem tausendmal lieber mit Papa zusammen gelebt, er wäre ein Beschützer gewesen. [8] Er soll damals als Vertreter bei IBM in Stellung gewesen sein. Später zog er nach L’Orient, einer kleinen bretonischen Hafenstadt, wo er als Arbeiter auf Militärschiffen tätig war. Die Kontakte wurden seltener und gestalteten sich chaotischer. Eine der letzten Begegnungen kam zustande, als Eva sieben war. Der Mutter voraus eilend fand sie ihren Papa in einer schmuddeligen Hafenkneipe, im blauen Arbeitsgewand, beim Würfeln und einem Änis-Schnaps.

Noch einmal Eva mit ihrem Vater. Erst in den Zehner Jahren unseres Jahrhunderts gelang es ihr, sein Grab zu eruieren. Sie hatte es gesucht, seit sie erwachsen war.
Nach stürmisch verlaufener Begrüssung fand er, in seiner Wohnung angekommen, Eva rieche schlecht, und erklärte, sie duschen zu wollen. Irène: „Du hast kein Recht.“ Darauf schlug er die Tür zum Bad vor ihrer Nase zu, sie lachten zusammen, er zog Eva aus, dann sich selber bis auf den Slip. Dann standen sie zusammen unter dem Wasserstrahl. Eva beschreibt im Buch, wie sie Papas Körper nahe an ihren Augen hatte, neue Narben bemerkte usw.
Am andern Tag erschien Papa nicht zum vereinbarten Treffen. Die Mutter übergab Eva später ein Geschenk von ihm: eine Lithographie von Picasso, eine Taube darstellend. Darunter stand von Hand geschrieben:
Ma fille je t’aimerai même au-delà, même au-delà s’il t’advient de te souvenir de moi. Ton père Nicolas. [S.148]
[„Meine Tochter, ich werde dich sogar darüber hinaus lieben, sogar darüber hinaus, wenn du dich zufällig an mich erinnern solltest. Dein Vater Nicolas.“]
[Andere mögliche Übersetzung: „Ich werde dich noch mehr lieben.“]
Das kleine Geschenk begleitete Eva während Jahren. Über die Bedeutung der Widmung, vor allem über das zweimalige même au-delà, rätselt sie bis heute. Die letzte Begegnung war dann nur noch kurz, Papa war sichtlich betrunken. [S.262] Dann verlor sie den Kontakt zu ihm völlig, die Mutter unterband jegliches Treffen. Später fand Eva an sie gerichtete Briefe, in denen er schrieb: „Ich hoffe, dass Mama mir erlauben wird, dich zu sehen.“ Stattdessen musste sie sich glücklich preisen, wenigstens Fotografien von ihnen beiden zu finden. Sie beschreibt ihren Vater als schön, blond mit grau-grünen Augen, Clark Gable ähnlich.
Der Kontext
Eva wuchs in einer sexualisierten Welt auf. Was sie hörte und beobachtete, waren immer wieder Signale des Sexuellen, aus der Erwachsenen Welt, die sie trotzdem oder deswegen möglichst schnell erobern wollte. Ihre Mutter umgab sich mit Freundinnen aus ihrer Zeit als Nackttänzerin im Tabarin, einem bekannten Etablissement an der Place Pigalle. Sie traf sich mit ihnen und anderen Personen aus der Pariser Halbwelt, oft im Dabeisein von Eva, die früh einen unverhohlen sexuellen und auch groben Jargon erwarb. Sie rekrutierte Nachwuchstänzerinnen, oft sehr junge, und liess sie für Fotos in pornografischen Posen Modell stehen. Damit erregte sie Aufsehen, bevor erste Fotos von Eva erschienen. Eva war gelegentlich bei Sitzungen mit anderen Modellen dabei, bekam die Kommentare der Mutter mit, und wurde darin bestätigt, dass es auch da um das Spiel von Verhüllen und Zeigen des Sexe ging, oder eher nur um das Letztere. Sie wurde Zeuge, wenn telefonisch Termine für Foto-Sitzungen abgesprochen wurden: um die Zeit, an dem Ort, „le sexe rasé“, und sie sah heimlich zu, wie ein Modell den Fifi, Irènes wichtiges Totenkopf-Requisit, mit dem Eva vertraut war, vor den Bauchnabel hielt, über der haarigen Vulva.
Im Film wird Evas frühe sexuelle Initiation in jener Szene dargestellt, wo sie an einem Essen mit Leuten der Pariser Kunstwelt teilnimmt, dabei unter den Tisch guckt, um ihr Vorwissen bestätigt zu sehen: die Hände und Füsse der Gäste spielten im Untergrund ein sexuelles Spiel.
Als sie einmal in der Wohnung ihrer Mutter eine Schachtel mit Aufnahmen durchstöberte, stiess sie auf ein Bild, das sie mit Gabor zeigt, einem mit Irène befreundeten Fotografen. Irène versuchte immer mehr, ihn in die Bilder einzubeziehen, in immer gewagteren Posen. Auf einem der Bilder drückt er, ganz in schwarzes Leder gekleidet, den Oberkörper der nackten Eva an sich und lässt dabei seine Hand über ihre Vulva gleiten. Eine Andeutung von Handlungen, die Eva wohl schon früh selber ausprobiert haben dürfte – oder anbei kennen gelernt hat. Irène hatte damals noch weiter gehen wollen, sie sagte, das wäre eine grosse Show, schwarzer Humor, „nur für uns, lass dich verwöhnen, Eva !“ Eva war um die sieben. Gabor ging das zu weit, er wollte nicht mehr. [S.247] Seine eigene Wohnung war derweil mit Fotos von nackten Knaben geschmückt. [S. 242]
Eva durfte Mamie nie über das berichten, was in Irènes Wohnung vor sich ging. Mamie hielt Irène für vom Teufel besessen.
Ibiza I
Nach dem Englandbesuch schwoll die Zahl der Bestellungen für die Bilder an, was Irène einen Urlaub zu zweit auf Ibiza erlaubte. Im Buch beschreibt Eva ihr Ibiza wie einen mit sexuellen Zeichen durchfluteten Raum, den sie mit gesteigerter Wahrnehmung für solche erlebte; nicht immer ganz passiv. Sie erkannte ein gewöhnlich aussehendes Haus aufgrund des Betriebes darum herum zutreffend als Bordell. Auch auf dieser Urlaubsinsel zeigte sie sich fast immer geschminkt, mit hohen Plateau-Sohlen, so dass sie aussah wie mindestens zehn. Sie war damals sieben. [S.266]
Als sie einmal über den Dorfplatz gingen, spürte sie, wie jemand sie hinter dem Fliegenvorhang einer Hotelküche beobachtete. Sie konnte sich nicht zurückhalten, „ihm“ einen Blick zuzuwerfen. „Er war gross, mindestens zwölf Jahre, blond, mit hellen Augen, das konnte kein Spanier sein, und er hatte nicht die dunkle Haut der Gitanes vom Hafen.“ Später erkannte sie ihn wieder, auf einem Scooter sitzend, mit dem er sie überholt hatte. „Mein Herz fing an so heftig zu schlagen, dass ich meine Hand auf die Brust legen musste.“ Sie hörte seine Freunde nach ihm rufen: Alvaro.
Beim Betreten einer Boutique fiel Irène’s Blick auf einen Fotoband von Hamilton. Sie tat seine Soft Erotik als Scheisse ab. Eva konnte dort endlich den Bikini anprobieren, der für sie nach Mass gefertigt worden war. Er passte nicht.
Dann besuchten sie Xaviera, gemäss Irène eine ehemalige, nach Evas Beobachtung eine aktuelle Bordellhalterin, die laut Irène nun Romane über ihr Sexualleben schrieb. Ihr viel jüngerer boyfriend mass die Siebenjährige mit schalen Augen:
– Sie hat einen superben Körper !
– Aber sicher ! Sagte meine Mutter.
– Ein Körper um Liebe zu machen, sie wird viel Freude haben damit !
Xaviera bemass Eva mit einem bösen Blick.
– Hat sie schon Liebe gemacht? wirft der boyfriend in schneidendem Ton ein.
– [Irène] Sie ist unschuldig…
Später, beim Weggehen, hielt ihr Irène vor:
– Man hätte eine Bootstour auf ihrem Boot machen können, wenn du nicht so schwierig wärst, Eva.
Zurück in der Boutique liess Irène sich aufs Sofa fallen, vor dem Ventilator, ihr Rock wurde angehoben, man konnte ihren rasierten Sexe sehen und den Kaiserschnitt – „genäht à la Frankenstein.“ Eva beobachtete lieber eine Dicke, die in Röcken der Grösse 36 wühlte.
In der kommenden Nacht geschah es, dass Irène vor Eva einschlief. Ihr Buch glitt ihr aus der Hand. Sein Titel: Le Nécrophile von Gabrielle Wittkop. Eva las, ohne wirklich zu verstehen:
„Ich habe die Beine gespreizt, um die schmale Vulva zu betrachten, mit durchsichtigen Lippen von bleich violetter Farbe. Aber ich muss noch einige Stunden warten, denn im Moment ist der ganze Körper noch etwas starr… Ich warte drum. Dieses kleine Mädchen ist die Mühe wert. Es ist wirklich eine sehr schöne Tote.“ [S.288]
Am andern Tag, zurück am Strand, wie immer hinter den Dünen, vor den Nudisten. Auch ein ominöser Club von Schönen aus den USA, der sich Rudolph Valentino de Service nannte, fand sich dort regelmässig ein. Sie waren nackt, in Strings, oder in langen Hosen. Einige benutzten das Sonnenöl von Eva und rieben sie zum Dank damit ein, einer setzte sich auf ihr Badetuch. „Sie haben mich angeschaut und in den Popo gezwickt.“
„Lolita !…What a Lolita!“
Auf der Heimreise, in den Strassen Barcelonas, wo Passanten ihr schmutzige Worte zuraunten, wurde Eva melancholisch. Sie hatte keine Lust, in die Schule zurückzukehren und in ihre „Dienstmädchenwohnung“ in Paris. Sie liess sich auf den Gehsteig fallen, ihre Mutter setzte sich neben sie. „Sie zwang mich, zu lächeln, sie brachte es nicht fertig, mich in ihre Arme zu nehmen, zu trösten… Das hat sie nie gemacht“ Sie kaufte ihr aber einen Papagei, den Eva auf den Namen Alvaro taufte. Und sie verfiel in Fantasien mit ihrem Vater, träumte, wie er sie umarmen würde. „Er war omnipräsent.“ [S.294]
– Warum darf ich nicht mit Papa sprechen?
– Weil das zu nichts führt, es geht ihm nicht gut, und es ist besser so, wie es ist.
– Was heisst „so wie es ist“ ? Du und ich, wir sind keine Familie.
– Wir sind besser als eine Familie, wir sind nicht wie die Anderen, was willst du mehr.
– Du übertreibst!
Zuspitzungen
Am Ende des Tages geschah etwas Aussergewöhnliches, fast Bizarres. [Minou pointu – siehe weiter oben – kommt mir in den Sinn. Ich wüsste nicht, je von etwas Derartigem gehört oder gelesen zu haben. mb.] In Evas Worten:
»Zurück im Hotel… Sie hatte vom Parfait Amour-Likör getrunken, den wir am Flughafen von Ibiza gefunden hatten, dem besonderen Elixier, von dem uns der Verlagsleiter in London erzählt hatte. Sie war betrunken, was ihr nicht oft passierte, und lag halb eingeschlafen im Bett. Da hatte auch ich Lust, sie im Schlaf zu missbrauchen. Ich zog mein Höschen aus, hob mein Kleid hoch und setzte meinen Sexe auf das Gesicht. Sie öffnete die Augen nicht, ich sass auf ihrer Nase, sie würgte schnell und stieß mich in Panik weg. Ich sah in ihren Augen, dass sie vergessen würde, sie drehte sich um. Ich trank den gesüßten violetten Likör aus und ging dann ins Bett.« [S.298,9]
[…alors j’ai eu envie moi aussi d’abuser d’elle dans son sommeil. J’ai retiré ma culotte, relevé ma robe et lui ai mis mon sexe sur la figure, elle n’a pas ouvert les yeux, je me suis collée sur son nez, très vite elle a étouffé et m’a poussée, paniquée, j’ai vue dans ses yeux qu’elle allait oublier, elle s’est retournée.]
»Am nächsten Tag haben wir nicht darüber gesprochen, noch am übernächsten Tag, noch irgendwann.« [S.298,9]
Wieder zuhause hoffte Eva krank zu werden, um nicht mehr zur Schule zu müssen, wo man sie als pute à sa maman [Nutte ihrer Mutter] beschimpfte, und um den Sitzungen bei ihrer Mutter zu entgehen, die wöchentlich stattfanden, und immer fordernder wurden.
Erste Ausstellung – Öffentlichkeit
Im April 1974, als Eva neun Jahre zählte, kam es zur ersten öffentlichen Ausbeute von Irènes Arbeiten mit ihrer Tochter, in der Galerie Nikon in Paris. Eva sah die Nacktaufnahmen von ihr in einer öffentlichen Ausstellung hängen. Im Buch wird das Ereignis nicht erwähnt, wohl fand es aber Aufnahme in den Film. Eva erlaubte sich an der Stelle wohl einen künstlerischen Trick, zur Raffung der Erzählung. Man sieht die begabte Anamaria Vartolomei in der Rolle der kleinen Eva [im Film Violetta genannt] ein Bild herunterreissen. Ein 13 Jähriger beobachtet sie dabei. Dieser ihr unbekannte Junge trat in Wahrheit erst in einer etwa zwei Jahre späteren Ausstellung in Erscheinung – und in Evas Leben hinein. Ihm widmete sie den Film „My Little Princess.“ (Arbeitstitel: I’m Not A F*king Princess.)
Der nächste wichtige Schritt folgte alsbald:
Jemand hatte Irène dem Chefredakteur von PHOTO vorgestellt,“ einem Magazin, das monatlich annähernd 200 000 Leser erreichte und ein veritables Sprungbrett darstellte, um ihr zu helfen, mich mehr zu benutzen.“

»Der Redaktor von PHOTO akzeptierte nicht immer die Bilder von Irène, und wir [wir!] mussten sie oft noch einmal machen, um sich von andern Fotografen abzuheben, und diesen makabren, traumhaften, skandalösen, dämonischen und pornografischen Stil beizubehalten. Man hatte sie belehrt, dass sie durch die ständige Wiederholung gleichartiger Bilder mehr Chancen hat, anerkannt zu werden.“
In einem der vorgezeigten Bilder imitierte sie das berühmte Werk von Goya, La maya desnuda (Die nackte Maya). Doch ihr spriessendes Schamhaar genierte Eva. Dass noch keine richtige Haardecke da war, demütigte sie. Irène lachte auf ihre dissonante Art:
– Bist du gehemmt, meine Tochter? Und warum denn, sag? Öffne die Schenkel, zeig deine Spalte, du wirst sehen, das sieht grossartig aus!
Dann gibt sie einen vielsagenden Kommentar von sich:
– Wenn du dein ganzes Leben so bleiben könntest… aber du wirst wachsen, wie schade, jetzt bist du interessant, wenn du das wüsstest!
[Eine Frau kann so etwas ja sagen. Ein Mann würde schräg angeschaut.]
Grosse Männer – kleines Mädchen
Irène und Eva trafen sich auch mit dem berühmten Alain Robbe-Grillet, einem der Väter des Nouveau Roman und Drehbuchautor von Letztes Jahr in Marienbad, einem der schönsten Filme je. Im Laufe von Robbe-Grillet’s Karriere fanden sich immer mehr sadistisch-pädophile Fantasien in seinen Romanen, und seine Frau soll ausgesehen haben wie eine Zwölfjährige. Er teilte Eva mit, dass er an ein Drehbuch mit ihr in der Hauptrolle denke. Sie würde darin nackt auftreten. Eva lehnte kategorisch ab. Robbe-Grillet überreichte ihr einen Füllfederhalter. Irène: „Welche Chance du hast! Ein schöner Montblanc, und nicht von irgendwem geschenkt!“ Eva küsste ihn, doch aus dem Film wurde nichts. Robbe-Grillet musste sich damit begnügen, den Begleittext zum nächsten (vierten) Fotobuch von Irène zu schreiben. Es erschien 1977 unter dem Titel Temple aux miroirs. mit Bildern von Eva und anderen.

– Du bist nichts anderes als ein kleines aggressives Mädchen! [Irène genervt zu Eva; siehe oben.]
Noch eine Alltagsszene – mit Eva in grosser Distanz zur Mutter.
Besonders eng war das Verhältnis zum bekannten Schriftsteller Gabriel Matzneff. „Gabriel lud sich selbst zu Irene ein, holte seinen steifen rosa Penis raus, den ich streichelte, und schob verstohlen seinen Zeigefinger zwischen meine Schamlippen…. Gabriel sprach häufig von seinen sexuellen Erfahrungen mit Kindern und verlangte von Irene, mich ihm für Gruppentreffen auszuleihen.“ [Eva Ionesco, Grand amour, S. 69] Im Wikipedia über Matzneff findet sich Folgendes: „Spätestens seit der Veröffentlichung seines 1974 erschienenen Werks Les moins de seize ans („Die Unter-16-Jährigen“) thematisierte Matzneff in seinen Werken seine sexuelle Vorliebe für junge Mädchen und Jungen bis ins Kindesalter und verteidigte sexuelle Affären mit Kindern auch bei Auftritten in der Öffentlichkeit, insbesondere im Fernsehen.“
Jacques Bourbulon – Der Aktfotograf junger Mädchen
Als sie nächstes Mal bei PHOTO rein schauten, legte Irène ihre Serie Allô la jungle [Hallo Dschungel] vor, eine Serie im Tarzan-Stil, mit Eva im Panther-Shirt. Als sie nachher im Tabakladen nebenan Schlange standen, bemerkte Eva ihn, und hoffte, dass er sie nicht sieht: Jacques, mit dem Fotoapparat um den Hals baumelnd. Schon auf Ibiza war die Rede von ihm gewesen, von Jacques Bourboulon. Er wird die Nacktserie mit ihr schiessen, die im Playboy erscheinen wird. [Und das in Marbella, nicht auf Ibiza, wie oft behauptet wird.]
Er kam auf sie zu, um sie am Hals zu kitzeln.
– Wie süss sie ist! Salut!
Eva gab keine Antwort. Irène grüsste ihn. Jacques fragte sie, ob sie sich mal sehen könnten.
– Und warum das?
– Sie muss einmal für mich posieren, eines Tages.
– Und warum sollte ich sie dir leihen, hein?
Schule, Freundinnen
Als Eva sich eine neue Bluse wünschte, weil sie keine passende mehr besass, um zur Schule zu gehen, schenkte Irène ihr eine aus Seide, mit unzähligen Knöpfen am Rücken, Stil 1900. Mamie musste ihr helfen, sie zu knöpfen. Als sie darin den Schulhof betrat, stürzten sich die Mädchen auf sie: „für wen hältst du dich?“, „spielst du die Interessante?“ Die Schuldirektorin kam heraus, schrie Eva an und zog sie an den Ohren in ihr Büro. Die Bluse war zerrissen. Zur Strafe musste Eva zwei Tage zu Hause bleiben und durfte nie wieder in dieser Bluse im Gebäude erscheinen. Irène kam sie in der Schule abholen, weil ein Kind nie alleine nach Hause gehen durfte. Sie trug einen Mantel mit Panther-Muster, den sie bei einem Trödler im Tausch gegen drei Fotos aus der „Maya Desnuda“- Serie erstanden hatte. Sie führte Eva unter dem Gelächter der Schüler ab. Eva war sich sicher, dass Irène diese Bluse in der Absicht gewählt hat, sie in einer späteren Foto-Serie darin auftreten zu lassen. [S.325]
Evas Integration in Schule und Freundinnenkreis war vielleicht von früh an irgendwie prekär. Dass sie schon den Kindergarten nur mit geschminkten Lippen besuchte, erleichterte das nicht. Aber sie gewann doch Freundinnen, wie z.B. Amélie, bei der zuhause sie willkommen war, mit ihrer Barbie-Puppe unter dem Arm. Später verbot ihr Irène den Kontakt, der sowieso nie bei Eva zuhause stattfinden durfte, und tat diese Leute als ploucs ab, als Hinterwäldler. Immerhin schenkte sie Eva als Entgelt für ihr eingeschränktes Sozialleben einen Plattenspieler, der Eva viel bedeutete.
Was sie auch durfte: im nahen Freibad baden gehen, und das oft. Ob begleitet oder unbegleitet, schreibt sie nicht. Aber sie genoss es, sich im Bikini vor grösseren Jungen zu produzieren, wie sie schreibt.
Das destruktive Kind
Die Spannungen zwischen Eva und ihrer Mutter nahmen weiter zu. Anlass dazu bot nicht nur das, was Irène beim Modellstehen von Eva verlangte. Konfliktstoff lag auch in der Trennung Evas von ihrem Vater. Eva glaubte, bei Irène ein Heft gefunden zu haben, welches Papa gehörte. Als sie es behändigen wollte, zog Irène ihren Arm weg und schickte sie zu Mamie heim.
– Was bildest du dir ein, du glaubst, dass er dich sehen könne, dein Papa? Das ist ein Dreckskerl der schlimmsten Art…
Daraufhin schlug Eva ihrer Mutter ins Gesicht. Mehrmals. Ihre Lippen bluteten. [S.331]
Später erklärte sie ihr, dass sie nie mehr posieren wolle. Irènes Antwort: „Du bist nur ein wahnsinniges und destruktives Kind! Ich lasse mich nicht von dir zerstören. Gabor und ich, wir werden dich nach Sainte-Anne bringen lassen [eine psychiatrische Klinik], wo Spezialisten sich deiner annehmen werden!“ [S.334] Gabor, der einmal in obszönen Stellungen mit Eva posiert hatte, wurde von Irène gebeten, die Vaterrolle einzunehmen. Er warf Eva vor, nur neidisch auf ihre Mutter zu sein. Daraufhin schmiss Eva eine Vase in den Spiegel.
Monstre !!! schrien Gabor und Irène.
Irène versuchte eine andere Strategie.
Sie behauptete, dass es genug Mädchen gäbe, die sich gerne von ihr fotografieren liessen, auch nackt. Die seien eben ambitioniert. Es würden sogar Eltern ihr telefonieren, um ihr ihre Tochter anzubieten. Alternativ versuchte sie’s auch mit Komplimenten: „Du brauchst dich nicht zu schämen! Du bist grossartig. Man verehrt dich auf der Redaktion [von PHOTO].“ Eva:
– Gibst du mir Kohle, wenn ich wieder für dich posiere?
– Alles was mir gehört, gehört auch dir!
– Lügnerin! [S.345]
L’enfant du scandale
Im Mai 1974 kam Irène’s erste Bilderserie mit Eva heraus, in der Nr. 80 des Magazins PHOTO. Im Buch behauptet Eva, der Titel habe L’enfant du scandale gelautet. Die PHOTO Nr. 80 enthält aber als Beitrag von Irina Ionesco nur einen mit dem Titel Eva au pays des merveilles [Eva im Wunderland]. Vielleicht hat Eva hier wieder zwei Ereignisse zusammengezogen. Im Januar 1978 erscheint nämlich eine weitere Arbeit von Irène in der PHOTO, in der Nummer 124, und die trägt die Überschrift L’enfant du scandale. Diesmal als einer der drei Hauptbeiträge.
So oder so: Es handelte sich nicht um den ersten Beitrag von Irène in einem bekannten Magazin, aber um den ersten, welcher Eva nackt darstellte. Und dieses Magazin wurde an vielen Kiosken über den Ladentisch gehandelt. Ein weiterer Durchbruch für Irène, ein zweifelhafter Erfolg, wenn nicht eine Katastrophe, für Eva.
Eva: „Der Skandal setzte Irène in einen euphorischen Zustand. Sie vergass mehrmals ihre persönlichen Effekten, und leistete sich andrerseits einen Regenmantel aus Vinyl, einen Dildo und eine Peitsche.“
Zum Skandal wurde diese Serie möglicherweise erst durch das, was im Anschluss passierte. Eva: „Ein Fotoreporter eines Sensationsmagazins [vermutlich das spanische Magazin Siesta] erschien in ihrem Appartement, um uns zu fotografieren, und zwar wollte er ein Bild machen, wie Irène mich fotografierte.“
– Stell dich nackt vor den Herrn hin.
– Nein.
Sie hiess Eva, ein Bild von Marilyn [anzunehmen: Monroe] zwischen die Lippen zu klemmen. Der Fotograf fragte, ob Eva, die im Slip da stand, nicht etwas erotischer posieren könnte. Darauf Irène:
– Ziehe an deinem Slip. Los!
»Ich habe ihn herunter gezogen, die Lippen meiner Vulva ragten hervor, ich biss auf das Bild von Marilyn, und mit meinen Händen habe ich die Haare hoch über den Kopf gehalten. Sie hat ihr Auge auf ihren Apparat gerichtet, er hat sich hinter sie gestellt, um mich in seinen Winkel zu bekommen.«
– Los, Eva, zeig dich ihm!
»Ich habe posiert, ich fühlte mich wie Dreck.«
– Hast du Tics?
[Von dieser Szene existiert ein Bild, auf dem man Eva lachen sieht.]
Erste Film-Engagements – Die Sache mit Roman Polanski – Spermula
1974 oder früh im 1975 nahm Eva an Dreharbeiten zu zwei abendfüllenden Spielfilmen teil, von denen der eine berühmt werden sollte – er war von Polanski, der nach seiner skandalösen Flucht nun in Paris drehte. Der Film wird Le Locatère [Der Mieter] heissen. Eva erscheint darin, kein bisschen nackt, zweimal in einer stummen Statistenrolle, die zusammen gerade mal 2 Minuten dauert. Trotzdem hat man die Bedeutung dieses kurzen Auftritts hochgespielt, als hätte es sich um eine skandalöse Rolle gehandelt. Vielleicht wäre in einer ungeschnittenen Version ja mehr zu sehen.

Doch um diesen Film ranken sich auch Gerüchte, was Evas Involvement betrifft. Schon lange wurde behauptet, Eva hätte dort Polanski für mehr als nur schauspielerische Aufgaben zur Verfügung stehen müssen. Was tatsächlich geschehen war, hat sie inzwischen in ihrem neuesten Buch berichtet, welches erst nach der ersten Veröffentlichung dieses Blogbeitrags erschien, nämlich anfangs 2022 (siehe meinen neueren Blogbeitrag, Eva Ionesco II). Es heisst „Kinder der Nacht„, und berichtet hauptsächlich von Evas turbulentester Zeit, als sie nämlich zwischen 11 und 13 war. In einem kurzen Rückblick erzählt diese Episode, die sich zutrug, als Eva 10 war:
»An einem Abend nach den Dreharbeiten hatte sie ein improvisiertes Abendessen bei Roman in seiner Wohnung an der Avenue Montaigne eingefädelt. Ohne mein Wissen war ein Handel abgeschlossen worden, dessen Objekt ich war: Ich sollte mit Roman Polanski, meinem Regisseur, schlafen. Aber als ich in seinem Zimmer war und neben ihm auf seinem Bett saß, fand er mich zu jung und bat Irène gelangweilt, mit seinem polnischen Akzent, mich nach Hause zu bringen.« [S.15 in Les enfants de la nuit.] [Mehr dazu weiter unten.]
»Un soir après le tournage, elle avait manigancé un dîner improvisé chez Roman dans son appartement de l’avenue Montaigne. Une tractation, dont j’étais l’objet avait eu lieu sans que je le sache: je devais coucher avec Roman Polanski, mon metteur en scène. Mais une foie dans sa chambre, assise près de lui sur son lit, il me trouva trop jeune et, ennuyé, pria Irène avec son accent polonais de me ramener à la maison.« [S.15]
Die zweite Performance war schon etwas bedeutender, wenn auch ebenfalls stumm. Und sie war nackt zu erbringen. Der Film hiess Spermula und fand seinen Weg 1976 ins Kino. Die heutige Eva lässt in ihrem neuen Buch sich selber als 11jährige ungemütlichen Gedanken vor dem Erscheinen des Films nachhängen:
»Insgeheim fürchtete ich mich vor der Veröffentlichung von Spermula, einem Film, in dem ich eine Novizin spiele, die von einem fernen Planeten gekommen ist, um Männer zu töten, indem sie deren Sperma schluckt, und die vor lauter Aufregung nicht aufhören kann, zu masturbieren, sowie [vor] Maladolescenza,* in dem drei Kinder Sex haben.« [S. 21 in Les enfants de la nuit.]
»Secrètement j’appréhendais la sortie de Spermula, film où j’interprète une novice venue d’une lointaine planéte pour tuer les hommes en avalant leur sperme et qui tout excitée ne peut s’empêcher de se masturber, mais aussi de Maladolescenza, où l’on fait l’amour à trois enfants.« [S. 21]

Betreffend Spermula hätte Eva nichts zu fürchten gebraucht. Was damals wirklich ins Kino kam, war eine radikal beschnittene Version, in der genau die kritischen Sequenzen mit dem zehnjährigen Mädchen fehlten. Was blieb, waren einige nichtssagende Bilder von ihr. Im Abspann sucht man ihren Namen vergeblich, auch in allen drei Versionen, die heute erhältlich sein sollen. Es kursieren noch einige Bilder in antiquarisch gehandelten Erotik-Postillen der 70er Jahre, die sie nackt zeigen, aber in keine erkennbare Handlung verwickelt. [Weitere Angaben zum ursprünglichen Inhalt und dem, was davon überlebt hat, findet man auf der Web-Seite maniaco-deprebis, ‚la spermulite disparue‘, oder direkt hier: https://www.maniaco-deprebis.com/index.php?post/2018/11/Spermula]
Inzwischen hat Eva ein weiteres Buch herausgegeben, das dritte in ihrer autobiographischen Reihe, und sie liefert uns die Bestätigung, zusammen mit einem neuen, pikanten Detail zur Polanski-Angelegenheit:
» …da waren die Nacktszenen, unsere Liebesszenen in Maladolescenza*, [dann] die zensierten Aufnahmen, in denen ich in Spermula vor dem Team masturbierte…
[und:]
…Roman Polanskis Hände auf meinem Geschlechtsteil.«
Ionesco, Eva. Grand amour (German Edition) (S.175-176). Robert Laffont Group. Kindle-Version.
Der dritte Auftritt wäre wahrhaft bedeutend geworden, wenn er denn stattgefunden hätte. Doch Eva lehnte ihn ab. [Heisst das, dass sie die andern drei Rollen – Der Mieter/Spermula/Maladolescenza – auch hätte ablehnen können?] Es hätte sich um die Hauptrolle in Louis Malle’s Pretty Baby gehandelt, die dann bekanntlich an Brooke Shields ging. Der Film erschien 1978, dürfte also 1977 gedreht worden sein. Da war Eva 12. Angefragt wurde sie wohl mit 11.

Selbstzerstörung, Jungfräulichkeit
Zur folgenden dunklen Szene aus ihrer Kindheit liefert Eva nachträglich verschiedene Erklärungen:
Eines Nachts schlich Eva sich im Dunkeln aufs Klo im Korridor und setzte sich auf den Wasserbehälter. „Ich schnappte mir den alten hölzernen WC-Besen und schob ihn schnell in meinen Sexe, ein paar Hin- und Herbewegungen, am Stiel fand sich eine dünne weiße Membran… Es war das Jungfernhäutchen… Es war getan. [S.367]
Wie aus Interviews und einer Stelle im zweiten Buch hervorgeht, wollte sie damit einer Defloration durch Männer zuvorkommen – durch solche, wie sie andeutet, wie sie bei ihrer Mutter verkehrten. [7]
Marbella – Bourboulon II – Playboy
Eva im Auto mit Jacques Bourboulon und Irène:
– Also wird Eva nun mit mir nach Spanien kommen diesen Sommer?
– Wie lange?
– Einen Monat…
– das ist zu lange…
…
– Wird sie nackt sein auf den Fotos?
– Ja
– Du weisst, dass Eva noch keine zehn Jahre alt ist?
– Sie entwickelt sich zur Frau, mir gefällt das…
– [zu Eva] Du bist ein schönes Mädchen, und ich fotografiere nur schöne Mädchen.
…
– [Irène zu Eva] Schöne Ferien an der Costa del Sol, und du posierst nackt für ihn, in seinem grossen Haus…
Dann geht Irène zu den geschäftlichen Verhandlungen über:
– Sie hat einen Namen. Ich habe ihn gemacht. Wenn ich sie dir ausleihe, was gibst du mir dann dafür?
____________
»Ich wollte nicht nach Marbella fahren. Ich schrie, ich weinte. Sie hielt mir mit Arroganz und Entschiedenheit entgegen, dass ich die letzte Person auf der Welt wäre, die sie an ihrer Arbeit hindern würde, und dass ich auf keinen Fall in Paris bleiben könne. Sie selber verschwand [mit einer Vorauszahlung für Evas Posieren] für einige Tage nach New York.«
Mit Eva war ein zweites Mädchen im Flugzeug unterwegs, eine schweigsame 13jährige Dänin. Bourboulon versprach ihnen, sie würden Mädchen sehen, das käme schon an Miami heran… Im offenbar gemieteten Haus angekommen, wurde unverzüglich mit der Bräunung begonnen. Eva brachte schon einiges davon mit, so dass sie als Erste mit Posieren dran war – naturelle et sans inhibition, natürlich und ohne Hemmung, wie Irène es mit Jacques ausgehandelt hatte. [Wie war Eva vor Marbella zur nahtlosen Ganzkörper-Bräunung gekommen? Im Pariser Schwimmbad wohl nicht, und einen Balkon hatte ihre Wohnung nicht.]
»Mit vier Pfoten, als Katze auf dem Marmortisch, mit hohlem Kreuz im caramelfarbenen Wohnzimmer, am Hibiskus angelehnt mit nassem Arsch, auf seinem Bett hockend, rittlings auf einem Moto, auf dem Grill ausgebreitet mit gespreizten Beinen, nackt in den Dünen und dabei Pipi machend gegen einen Kaktus, in seinem Bett mich anfassend, dösend auf einer Luftmatratze mit dem String im Mund… dann war es an Caroline und dann an uns beiden, sie der Länge nach auf mir, mich liebkosend; ich auf ihr und so weiter, Tag für Tag… Es gelang mir nicht, mir bewusst zu werden, was ich tat, es hätte mir irgendwo passieren können, nackt in der weiten Natur…«
Zwischen den Sitzungen „war sie nirgends.“ Sie konnte sich auf nichts konzentrieren, ihr Urteilsvermögen verlor sich. Sie blieb in ihrem Zimmer und schaute TV, oder goss sich der Länge nach auf ihrem Bett hin und liess ihren Blick durch den Türspalt wandern und auf dem grossen Baum ruhen, der im weiss gestrichenen Hof draussen stand.
Am letzten Tag fragte Eva Jacques, ob er sie wenigstens einmal ausführen würde, um ein Glas zu trinken. Sie hatte ihre schwarzen Shorts angezogen, ihre goldenen Stiefel von Yves Saint Laurant und ein Top in goldenem Lurex. Sie hatte sich geschminkt, trug roten lip gloss und blau angemalte Augenlider. Sie fühlte, dass sie zu weit gegangen war, aber sie konnte nicht mehr zurück, der 4×4 wartete. Jacques lächelte ihr zu, „ich spürte den Geruch seiner Seife, als wir in den Wagen kletterten, ich gab ihm einen Kuss, ich weiss nicht warum.“
Im Lokal näherten sich ihnen zwei Männer und spotteten über Eva. Der eine berührte ihr Top.
– Das ist Gold, ah…
– Eh Jacques, weisst du was…? Sie muss schön gewesen sein, als sie jung war !
– Du bist zehn? Ehrlich… man würde es nicht glauben, hein, Jacques? fuhr sein Kollege fort.
Sie kamen näher.
– Schminkst du dich selber, ma poule? [mein Huhn / meine Nutte]
»Jacques erhob sich ruckartig, wir mussten verschwinden.«
Eva hätte am übernächsten Tag das Flugzeug besteigen sollen. Doch Irène hatte in einem plötzlichen Anflug von Verantwortungsgefühl ihre Tochter sofort sehen wollen, nachdem sie zunächst New York genossen hatte. Sie empfing sie, nach einer rasanten Fahrt in Jacques Wagen, in Paris mit den üblichen Fragen nach dem Wohlergehen, und kündigte den nächsten Urlaub auf Ibiza an.
Bourboulon fotografierte Eva ganz anders als Irène dies tat, aber es gab auch Gemeinsamkeiten. Irène war damals noch dem Schwarz-Weiss treu, während für Bourboulon Farbe unverzichtbar war, musste sie doch das Braun der Haut und das Blau des Himmels greifbar machen. Das gehörte zum Sonne-, Sand- und Sex-Stil des Playboy. Doch in gewissem Sinne waren seine Bilder ehrlicher. Er stilisierte sie nicht durch Requisiten zu Kunst hoch, nichts daran war symbolisch, sie waren gerade heraus sexuell. Und da lag denn ihre Unehrlichkeit, enthüllte Bourboulon doch nicht einfach die Qualitäten dieses Körpers, sondern arrangierte ihn in Posen so, dass ein starkes sexuelles Verlangen aus dem Mädchen zu sprechen schien. Jedoch: so verschieden ihre Bilder waren, hatten sie auch etwas gemeinsam: Beide profitierten von den Reizen des Kindes, realisierten dieses aber fotografisch wie eine Erwachsene.
Bilder aus der Serie erschienen in der Oktober-Ausgabe 1976 des italienischen Playboy. Eva schmückte darin das Centerfold. Mit ihren 11 Jahren war sie das jüngste Nacktmodell, das je in einer Playboy Nummer erschienen ist, und sie ist es geblieben. Sie gilt als Bourboulons berühmtestes Model. Von irgendeiner zeitgenössischen polizeilichen Aktion gegen diese Nummer ist nichts bekannt. Erst in den letzten Jahren fiel sie wohl unter das Kinderpornografie-Verdikt. Gebrauchte Exemplare werden aber bei ebay bis heute für weit über 300 € gehandelt.
Bilder von Eva, geschossen von ihrer Mutter, die sich zur Farbfotografie durchrang und sich allmählich dem Stil der Männermagazine annäherte, oder von Bourboulon (oder weiteren Fotografen, wie z.B. Philippe Ledru) erschienen in allen möglichen Pressetiteln der Welt (etwa im Penthouse oder in der spanischen Siesta, in Photo oder Zoom, um nur die bekanntesten zu nennen), aber auch in diversen eigenen Buchproduktionen von Bourboulon, der sie teils mit Bildern von anderen Modellen vermischte. Sie werden bis heute gehandelt, für Preise bis zu 400 Dollar. Eine Erfolgsgeschichte für sich stellen japanische Produktionen dar. Evas Mutter hatte in den nuller Jahren dort eine Ausstellung gehabt. Aus diesem Anlass wurde ein dicker Sammelband von ihren Werken herausgegeben („Eva Pan Exotica“, für über 300€ „gebraucht“). Auch Evas eigener Film „I’m Not A F*king Princess“ wird in japanischer Sprache angeboten (ca.65€).
Auch ein Kalender mit einigen der Fotos von Bourboulon wurde angeboten, auf dem Umschlag ein Bild von Eva beim Masturbieren. Familien- und Klatschzeitschriften zogen nach. Sie veröffentlichten eine kleinere Auswahl von weniger skandalösen Bildern, aber darunter doch solche, die heute undenkbar wären. Manche von ihnen ergriffen Partei für das missbrauchte Kind, andere feierten darin die sexuelle Liberalisierung, das Kommen einer neuen Generation, die ohne Hemmungen heranwuchs. Gern benutztes Stichwort war „Lolita“.
In eigentümlicher Ambivalenz schlitterte das deutsche Nachrichenmagazin „Der Spiegel“ hin und her. Nachdem er für die damals sprunghaft zunehmenden Child Erotica nebst einer verklemmten Sexualerziehung vor allem die Übersättigung der Erwachsenen mit allen Varianten libertären Sexgenusses beschuldigt hatte, so dass ihnen nur noch der Sex mit Kindern bliebe, meinte er dann auch noch, die Kinder würden „das verletzliche Verhältnis zu den Erwachsenen missbrauchen“, um Macht über sie zu gewinnen. Heute nennt man das victim blaming. [Der Spiegel Nr.23. Mai 1977, S.178] Es war dieselbe Nummer, die dem Spiegel eine Rüge vom Deutschen Presserat eintrug. Alice Schwarzer hatte Klage eingereicht wegen des Titelblatts. Dieses zeigte ein Foto der nackten, etwa neunjährigen Eva, geschossen durch ihre Mutter.]
Von Eva’s wahren Neigungen.
Noch einmal der Kuss für Bourboulon. Beim ersten Treffen hatte sie den Mann nicht ausstehen mögen. Wie kam es also zu diesem überraschenden Zeichen der Zuneigung? Aus Erleichterung, weil die Foto-Sessions beendet waren? Oder war es die Belohnung für die Einladung ins Café? Die schnelle Erwiderung ihres Vorschlags gab ihr wohl das Gefühl, endlich wieder Kontrolle über die Ereignisse erlangt zu haben. Der Kuss war dann die souveräne Antwort darauf. So oder so zeigt er eine andere Seite Eva’s an, nicht diese störrische, die wir gegenüber ihrer Mutter kennen.
Dann die lange Episode mit dem jungen englischen Dandy, die im Film einigen Raum einnimmt. Sie spielt in einer alten Villa mit dekadentem Interieur, ganz nach Irènes Geschmack. Regisseurin Eva lässt den Verehrer der pubertierenden Schönheit schon bei der Begrüssung seinen androgynen Charme auf die empfängliche Violetta (= Klein-Eva im Film) einwirken.

In der folgenden Nacht schleicht sich Violetta nachts aus dem Zimmer, das sie mit ihrer Mutter teilt, und spaziert im Négligé vor den jungen Mann, der darauf gewartet hat, um sie das Opium-Rauchen zu lehren. Violetta gleitet dabei wie von selber auf seinen Schoss. Die Fortsetzung bildet dann eine Kussszene zwischen Liegenden unter dem Nachthimmel. Violetta reagiert dabei ungehemmter denn am nächsten Tag, als sie vor der mütterlichen Kamera eine analoge Szene spielen muss. Dass Regisseurin Eva das so inszeniert, sagt einiges aus. Dann liegen sie spärlich bekleidet eng aneinander geschmiegt, Hand in Hand, und betreiben das Augenspiel von jungen Leuten, die sich gerade gefunden haben. Freunde des Dandy erzeugen dazu Stimmung mit psychedelischer Musik. Den Fortgang des Tête à tête in die Nacht hinein lässt die Regisseurin so erfassen, dass Violetta optisch hinter dem Rücken des Dandy verschwindet. Einer der ganz wenigen Momente, wo die Regie die interessierenden Details der Phantasie des Betrachters überlässt.

Nach Simon Liberati, dem zweiten Ehemann von Eva, soll sie diesem später, bezugnehmend auf diese Episode, gestanden haben, dass sie »als Elfjährige, nach ihrer erstmaligen Prise Opium, grosse Mühe gehabt habe, „das Mädchen zu bewahren“.« [10]
Soviel zu den spontanen Momenten Evas, wo sie der mütterlichen Kontrolle entglitten war. [Im Buch erinnert sie an mehrere solche: Die Dusch-Szene mit dem Vater, der Flirt mit dem Jungen des Verlegers in London, die Begegnung mit dem Jungen Alvaro auf Ibiza, das Präsentieren im Badekostüm vor Jungen im Pariser Bad].
Kommentatoren des Films sahen aber auch in den filmischen Nachstellungen mütterlicher Fotosessions klare Hinweise auf lustvolles Mitmachen bei Klein-Eva. Eine deutsche Autorin schreibt davon, wie »Eva eine verführerische Schönheit sein musste. Mitunter auch sein wollte.« [12] Sie hält es für die »bedrückendsten Momente des Films, in denen gezeigt wird, wie das Kind das böse Spiel mitspielt. Wie es sich seiner erotischen Macht bewusst wird, wie es lockt und Männer betört und sich lasziv vor der Kamera räkelt. Ihre Mutter [Irina Ionesco] erzählt heute öffentlich, dass Eva damals sogar Ideen für Foto-Essays ersonnen habe.« Dann fragt sie die Interviewte, ob das stimme? Eva’s Antwort: „Natürlich. Ich habe viel zu spät rebelliert.“ [11]
Ibiza II
Zum zweiten Mal auf der Insel, kam Irène auf die Sitzungen mit Bourboulon zurück, die ihr vermutlich finanziell den Urlaub ermöglicht hatten, und wollte von Eva – aus plötzlich erwachtem Verantwortungsgefühl oder aus sexueller Neugierde (oder um allfälligen Vorwürfen zuvor zu kommen) – wissen:
– Hat Jacques deine Muschi berührt, sag?
»Ich schaffte es nicht, mich zu äussern.«
– Hat er deine Muschi berührt oder nicht? Antworte mir, antworte deiner Mutter.
– Lass mich in Frieden.
– Wenn er deine Muschi berührt hat, ist das schlimm… wenn es so ist, dann schlage ich ihm die Fresse ein!
»Leute drehten sich um, oder standen still, um uns zu beobachten. Sie sprach nicht, sie schrie.«
– Ich glaube nicht, dass er gemacht hat, was du mich glauben lassen willst!
– Er hat mich fotografiert… den Sexe und mich, als ich dabei war, mich zu berühren [le sexe et moi en train de me toucher], und… und…
– Also nichts ! … Mach schon, ich höre dich ? Du siehst, du hast mir nichts zu sagen ! Nichts, ausser mich zu nerven. [S.424]
Eva war verwirrt. Irène:
– Das sind gesunde und natürliche Ferienfotos… du redest dummes Zeug. Willst du alles kaputt machen ? … Sage zu dir, dass es dich gelehrt hat, mit einem Mann zusammen zu leben, da es bei uns nie einen gegeben hat !!! Wo du vielleicht recht hast, das ist, dass es sich um einen sehr schlechten Fotografen handelt. Aber nun gut…
Eva:
– Warum hast du mich zu diesem Typen geschickt?
– Man muss gut leben…
– Ich wünsche mir, dass es böse Leute gibt, die dir deine schmutzige Schnauze einschlagen… [S.426]
Sie stiess den Bambustisch und den Sonnenschirm um. Der Wind trug sie in Richtung Wasser. Einer der Gitanos-Jungen mit blonden Haaren kam herbeigerannt und wollte den Schirm entwenden. Als er ihn Eva auf ihr Rufen hin aushändigte, „tauchte er seine blauen Augen in die meinen.“ Für einen Moment hoffte sie, ohne es zu glauben, Alvaro wieder zu sehen. Stattdessen kam es zu einer anderen Begegnung.
Alleine unterwegs, näherte sich Eva einer alten Strandkabine, aus der sie das Lachen der Gitanos hörte. Sie rauchten Glimmstängel, einer auf dem andern sitzend, und begrüssten sie; fragten sie, wo sie hingehe. „Vien con nosotros“ [komm mit uns]. Der blonde Zigeuner, der ihren Sonnenschirm hatte stehlen wollen, kämmte ihr das Haar. Der zahnlose Kamm, der durch ihre Haare fuhr, liess sie erschaudern. Sie lachten. Dann luden sie Eva ein, mit ihnen zu gehen. „Dònde??“ Lachen. „Wohin? Ah ah ah…“ Sie deuteten mit Handbewegungen an, dass sie im Sinne haben, irgendwohin wichsen zu gehen. Dann rannten sie davon.
Am Abend wollte Eva ins Pacha tanzen gehen, dem angesagten Lokal der Insel. Irène hatte es ihr versprochen, krebste dann aber zurück, weil Eva noch nicht elf war. „Ich trug mein Rouge tomate auf, zog das weiße Baggy-Top an, das mir Brüste machte, und einen langen Jupe, der die High Heels meiner goldfarbenen Yves Saint Laurent-Stiefel versteckte.“ Sie sah aus wie dreizehn.
Irène wollte lieber essen gehen, es kam zum Streit. Eva:
– Weinst du, weil du keinen Mann hast und du dich schlecht fühlst, es zu sagen?
– Keineswegs. Ich wollte mit dir über deinen Papa sprechen.
Das war der falscheste Moment dazu. Eva hatte jetzt gerade keine Lust darauf und entwischte ihrer Mutter in Richtung Tanzfläche. Die Mutter holte sie ein, sprach sie am Rande der Tanzfläche an:
– Eva, du musst es jetzt wissen. Dein Vater ist tot.
»Ich hielt es nicht für möglich, dass sie mir das am letzten Abend der Ferien mitteilte.«
– Ich glaube dir nicht…
– Es ist die Wahrheit. Er ist tot.
– Tot von was?
– Man weiss es nicht. Man hat ihn tot vor dem Kühlschrank gefunden.
»Ich weinte, und sie nahm ihr Taschentuch hervor im selben Moment wie ich, sie ahmte mich nach.«
– Ich habe es dir nicht früher gesagt, weil du zu jung warst.
Eva fand für sich die Lösung: „Er ist nicht tot, da ich nicht an seiner Beerdigung war.“ [S.445]
Dann tanzte sie in die Nacht hinein, leicht berauscht von den Resten von Schnaps, die sie im Vorbeigehen aus diversen Gläsern stibitzt hatte. Sie soll Lust gehabt haben, sich Männern zu zeigen. Das schrieb jedenfalls Simon Liberati, mit dem sich Eva 2013 verheiratetet hat, in seinem Buch, dem er den Titel „Eva“ gab. [10]
Die Ereignisse überstürzen sich:
Maladolescenza / Knabenliebhaber / ein geliebter Knabe.
Schon im Spätsommer nach der Bourboulon-Serie und kaum aus Ibiza zurück, hatte Eva einen Termin in Kärnten. Ab Mitte August bis Mitte September fanden dort die Dreharbeiten für „Spielen wir Liebe“ * [Maladolescenza] statt, wo Eva in einer Hauptrolle genau das zu spielen hatte: Liebe (körperliche), und das vollkommen nackt, sehr freizügig gezeigt und schon so gespielt, als ob sie Erfahrungen darin hätte, mit einem ihr unbekannten 17jährigen Jungen. Dies allerdings mit beschränktem körperlichem Einsatz. Die Männer hinter dem Film vermeinten wohl, mit einem blossen Simulieren der Sexszenen sich den Ärger mit den Zensurbehörden ersparen zu können. Aber zweitens war dann das Gegenteil der Fall [die öffentlichen Vorführungen wurden gerichtlich verboten, kaum war der Film in München angelaufen], und erstens dürfen wir uns fragen, ob die konkreten Arrangements, die vielleicht getroffen wurden, um den „Als-ob“-Charakter der Szenen zu verdeutlichen, für Eva jede Unannehmlichkeit genommen haben. Der Junge lag nämlich mit genügend Gewicht auf Eva, dass ihre Beine hin und her gerüttelt wurden. Es fand also Körperkontakt statt (für Hollywood z.B. die rote Linie), und das ziemlich massiv. Eva hat sich später nie über ihre Befindlichkeit während der Dreharbeiten zu diesen Szenen geäussert. Anscheinend hat sie nur die Aussicht belastet, dass die Bilder alsbald unter ihren Peers Bekanntheit erlangen und sie der Verachtung preisgeben würden.
Was etwaige Unannehmlichkeiten während der Sexszenen angeht, so könnte eine Reaktion der beiden Mädchen während der Werbetour aufschlussreich sein. Sie machten dabei abfällige Bemerkungen über Martin Loeb, den männlichen Liebhaber, weil er sich angeblich vor den Sexszenen nie ausziehen wollte. Die Mädchen selbst schafften dies offenbar mit Leichtigkeit. (Und ein paar Monate nach Ende der Dreharbeiten suchte Eva einen „richtigen“ – und etwas älteren – Mann, der nicht nur keine Hemmungen hatte, sich auszuziehen, sondern… aber dazu mehr in Teil II).



Als ob das nicht genug wäre, wurde Eva im selben Herbst auch noch neu eingeschult. Als 11jährige war sie jetzt reif für den Besuch des Lyceums. Dort fing eine Freundschaft an, die Evas Zeit von 11-13 entscheidend geprägt hat und bis heute anhält. Der Auslöser dazu fand sich allerdings an einem Termin ganz anderer Art; einer Foto-Ausstellung, die Eva mit ihrer Mutter besuchte. Die Ausstellung zeigte ebenfalls nackte Kinder und Halbwüchsige, nur waren es ausschliesslich Knaben. Die Galerie-Betreiber, ein Eva bekanntes schwules Fotografen-Paar, hatte sich auf L’art pédéraste spezialisiert – damals noch möglich. Evas Aufmerksamkeit gewannen aber nicht die fotografierten Knaben, sondern ein in natura anwesender 13jähriger Knabe, der auch sie bemerkte. Die beiden erkannten sich dann im Lyceum wieder, wo der Junge fortan die Beschützerrolle für Eva übernahm, die arg gemobbt wurde (geschminkte Lippen, „unmögliche“ Kleider). Er führte die Elfjährige ins Pariser Nachtleben ein (Eva: „Er brachte mich nach Paris“) und in die Palace (-Disco)-Bande mit ihren 20-30jährigen Männern, wo sie zur Königin der Nacht avancierte. Und er führte sie ebenso in halbkriminelle Aktionen ein und in demi-monde-artige Sphären. Und nicht zuletzt (sondern noch im selben Herbst) in erste gemeinsame sexuelle Versuche, wobei unleugbar wurde, was der Grund gewesen war für den Ausstellungsbesuch des Jungen: er war definitiv schwul, und das mit Begeisterung und intensiv. Es war Christian Louboutin, der heute berühmte Designer von Damen-Schuhen (die mit den roten Sohlen).

Das schwule Fotografenpaar (bekannt geworden als „Pierre et Gilles“), trat später mit eigenen Fotos von Eva hervor. Berühmt wurde die Anspielung auf das Paradies („Adam and Eva„) von 1981, welche heute, als Ikone ihrer Epoche, im V&A (Victoria and Albert Museum) in London zu besichtigen ist. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass sich Eva auch später für Nacktfotografie zur Verfügung hielt.
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Damit ist hier der ANSCHLUSS HERGESTELLT an den NEUEN TEIL II meiner Geschichte von Eva Ionesco, den ich geschrieben habe, um IHREM ZWEITEN BUCH gerecht zu werden, welches NEUE DETAILS UEBER DIE SPANNE VON 11-13 preisgibt, die ich in meinem früher veröffentlichten Teil II noch nicht berücksichtigen konnte.
===> Eva Ionesco II – Die Kinder der Nacht.
Es geht um Evas gewolltes „ERSTES MAL“ (mit kaum 11 1/2), sodann um ihr erstes Mal DER „ANDEREN“ ART, um PROSTITUTION, den SEX MIT CHRISTIAN, den MEDIENRUMMEL UM MALADOLESCENZA und Evas Mitwirken dabei, um die INTERVENTION DES JUGENDAMTS. All das endet schliesslich damit, dass die 13jährige in den Armen eines 29jährigen landet, mit dem sie ein mehrere Jahre haltendes Liebesverhältnis beginnt, das sie verändern wird.
===> Eva Ionesco II – Die Kinder der Nacht.
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* Der Film Maladolescenza (oder Spielen wir Liebe, oder Puppy Love) lässt sich unter folgender URL erreichen:
multi-sub.com/Video/Watch?id=08d6b51a-64fb-0928-a6e7-2ac87c073df2.
Es genügt auch ein Sprung auf multi-sub.com. Dort dann den Filmtitel in die Suchmaske eintippen. Achtung: Es erscheinen jeweils drei Fenster untereinander. Der ganze Film kann nur im untersten Fenster abgespielt werden. Es kann eine deutsch gesprochene Version gewählt werden. Evtl. muss auf VPN verzichtet oder ein anderer Server gewählt werden.
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Quellen:
1 Siehe James Kincaid: Child-Loving: the Erotic Child and Victorian Culture (New York and London: Routledge, 1992), Cristine Roth: Cherry Ripe: „Cult of the little Girl.“ Narratives in Late-Victorian Britain. https://ufdcimages.uflib.ufl.edu/AA/00/04/05/14/00001/cherryripecultof00roth.pdf Claudia Nelson: Precocious Children and Childish Adults:Age Inversion in Victorian Literature. Baltimore 2012 (Johns Hopkins). https://muse.jhu.edu/book/14635
2 Siehe z.B. Charles Dodgsons zur Ikone gewordenes Bild „Alice-Liddell-Beggar-Girl.“
3 „Shirley Temple, als Prototyp des kleinen Mädchens, wird in den 1930er Jahren sowohl als unschuldig und schutzbedürftig wie auch als lockend-verführerisch und sexuell stimulierend präsentiert.“ Aus: Christof Decker, Projektionen des Kindlichen. Shirley Temple und die Repräsentation von Kinderfiguren im amerikanischen Film. S.124. https://www.en.amerikanistik.uni-muenchen.de/personen/professoren/decker/decker_publications/files/decker_lwu_medien_2009_1-2.pdf . Jen Baker, Shirley Temple: The Unwitting Coquette. https://notchesblog.com/2014/02/17/shirley-temple-the-unwitting-coquette/ Lantz, Susan Jennings, „America’s Lollipop Licking Tease: The Eroticization of the Female Child in 1930s Film“ (2014). Graduate Theses, Dissertations, and Problem Reports. 461. https://researchrepository.wvu.edu/etd/461
4 Les parents terribles d’Eva Ionesco. In: https://www.elle.fr/Loisirs/Livres/News/Les-parents-terribles-d-Eva-Ionesco-3522098
5 Eva Ionesco, Innocence. Paris 2017 (Grasset).
6 Eva Ionesco et la quête du père. In: LEDEVOIR, 9.9.2017. https://www.ledevoir.com/lire/507522/eva-ionesco-et-la-quete-du-pere
7 Liberation 28.8.2017 https://www.liberation.fr/livres/2017/08/28/eva-ionesco-l-innocence-retrouvee_1592523/
8 Eva bestätigte den Vorfall 2017 in einem Interview mit der Zeitschrift Elle. Dabei setzte sie jedoch das Alter höher an: „J’avais peur que l’on me prenne ma virginité. Je devais avoir 11 ans et je ne voulais pas que l’on me vole cela aussi.“ In „Les parents terribles d’Eva Ionesco.“ Elle, 25.August 2017. https://www.elle.fr/Loisirs/Livres/News/Les-parents-terribles-d-Eva-Ionesco-3522098
9 Eva Ionesco et les fragments d’un père inconnu. In: Marie-Claire 7.9.2017. https://www.pressreader.com/
10 Simon Liberati, Eva. Paros 2015 (Stock) S.190
11 Frankfurter Rundschau. Mama macht Kunst mit mir. 21.01.2019.
12 Charlotte Frank, Lebensgeschichte der Regisseurin Eva Ionesco: Von der nackten Prinzessin. Süddeutsche Zeitung. 29.10.2011. https://www.sueddeutsche.de/leben/lebensgeschichte-der-regisseurin-eva-ionesco-von-der-nackten-prinzessin-1.1176396?ns_campaign=plista&ns_mchannel=rss
Ferner (nach Abschluss des Textes ergänzt):
***) Eva Ionesco, Grand amour. Paris 2025 (Robert Laffont)
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