Die Polizeistatistik (PKS) weist nach 2017 eindeutig einen starken Anstieg des SKM (sex. Kindesmissbrauch) aus, der 2021 einstweilen zum Stehen gekommen ist. Dies zeigt die unten abgebildete Grafik, und zwar mit den blauen Säulen. Diese wiedergeben die absoluten Zahlen.1
Von dieser neusten Aufwärtsbewegung hebt sich nun aber der Langzeit-Trend, wie er in einer Darstellung ab 1955 sichtbar wird, eindeutig ab. Nach einem kurzen Ansteigen bis zum Gipfel von 1964 (n=18773) wurde nie mehr diese Höhe erreicht, auch nicht mit dem zweithöchsten Wert, der 1997 erreicht wurde (n=16888). Der Wert von 2022 nun liegt mit 15520 noch immer deutlich unter diesem zweithöchsten Wert. (Siehe Grafik unten 2)

Dieser zweite Gipfel um 1997 herum (Beginn des Anstiegs1988) hat mit dem Zusammenschluss der beiden Deutschland zu tun. Da soll in Ostdeutschland eine Nachhol-Bewegung bei den Anzeigen eingesetzt haben. Vor allem aber ergab sich durch den Zusammenschluss ein Bevölkerungswachstum, mit dem die Zahlen für SKM logischerweise ebenfalls angestiegen sind.
Über alles gesehen ergibt sich aber trotzdem eindeutig ein abfallender Trend, und dies trotz Bevölkerungszunahme !
Viel aussagekräftiger sind da nun die relativen Häufigkeiten, die sich ergeben, wenn die obigen absoluten Zahlen auf 100’000 Einwohner bezogen werden. Sie erlauben Aussagen, die unabhängig von der Bevölkerungs-Entwickung sind (also von Grösse der Bevölkerung und von ihrem Altersaufbau). Über das Resultat gibt in obiger Grafik die rote Linie Auskunft.
Ihre Aussage ist klar: Die Kurve fällt stetiger und noch stärker. Dabei spielt es eine Rolle, dass sich die Wiedervereinigung der beiden Deutschland nicht auswirken kann, jedenfalls nicht über die reine Bevölkerungszunahme. Die Entwicklung erreichte 2009 mit 13.8 Fällen auf 100’000 ihren tiefsten Wert seit 1955. Auch das seit 2017 zu beobachtende erneute Ansteigen der Kurve erreicht 2022 mit dem seither höchsten Wert von 18.7 noch nicht annähernd die frühere Höhe. So lagen die Werte bis 1964 ausnahmslos bei über 30 Fällen je 100’000 Einwohner, und fielen auch bis 1981 nie unter 21!

viel höheren Hellziffer vorlegen !
Das Bild oben ist schon mal ein kleiner Hinweis.
DAS IST INZWISCHEN GESCHEHEN: SIEHE HIER —->
https://montebas.blog/2023/11/27/zimmerherren-schlafganger-bettgenossen/
Es gibt aber auch Hinweise, dass auch die Zahlen im Dunkelfeld gesunken sind. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen befragte 2011 fast 11 500 Bürger zwischen 16 und 40 Jahren zu sexuellen Misshandlungen in ihrer Kindheit – und kam zu einem klaren Ergebnis: Je jünger die Befragten, desto seltener hatten sie Missbrauch erfahren müssen. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Missbrauch mit Körperkontakt (also ohne etwa Exhibitionismus) demnach um mehr als zwei Drittel zurückgegangen.3
Auch international sieht die Wissenschaft eher eine Abwärtsbewegung der tatsächlichen Zahlen für gegeben.4
In den Verlautbarungen aus offizieller Quelle über die Datenlage und in der ständig geleisteten Bewusstseinsarbeit zum Thema SKM wird aber meistens nur von dem – nicht zu leugnenden – Anstieg seit 2017 gesprochen, und die Medien übernehmen diese Optik. Sie unterstützen diesen Eindruck oft auch noch dadurch, dass sie etwa ein Interview mit der Leiterin einer lokalen Beratungsstelle wiedergeben, welche über steigende Zahlen klagt (was auch einfach auf gestiegene Sensibilität und Anzeigebereitschaft hinweisen kann, aber so meistens nicht gesagt wird).
Darum nun noch kurz zu diesem Anstieg seit 2017. Dieser ist auch in der relativierten Datenreihe, also in der roten Kurve in der Grafik oben, klar zu erkennen, ist also somit „echt“. Als Erklärungen kommen da in Frage:
- Sensibilisierung und gestiegene Anzeigebereitschaft der Bevölkerung. Dies könnte sich gerade bei den jüngeren Altersgruppen auswirken. Hier könnte früher eine rel. hohe Toleranz bestanden haben, indem sexuelle Aktivität, auch grenzüberschreitende, bei Jugendlichen eher als natürlich, als der Vitalität geschuldet und schliesslich auch „naturnotwendig“ erklärt und entschuldigt wurde. Dazu ein Zitat aus dem Familienhandbuch:
„Was wir heute als sexuellen Übergriff bezeichnen und entsprechend darauf reagieren, wenn z. B. ein Junge einem Mädchen gegen deren Willen unter den Rock fasst, galt früher als Spaß, als jungentypische Verhaltensweise, die höchstens einen kritischen Blick Erwachsener, meist aber Augenzwinkern nach sich zog. Das bedeutet, dass sich weniger die Übergriffe verändert haben, als vielmehr die pädagogische Sensibilität dafür.“ 5 - Fortschritt bei der Repression, das heisst, auf Seiten der Polizei, durch strategische, technische und ausbildungsmässige Verbesserungen, durch bessere Organisation und Kooperation, auch international, und durch Personalaufstockung.
- Schliesslich kann hier auch ein Zusammenhang mit Zunahme der Kinderpornografie gesehen werden, bzw. mit einem Ansteigen der polizeilichen Fallzahlen. Der Verdacht auf Kinderpornografie löst bekanntlich eine Hausdurchsuchung aus, die in der Sichtung der beschlagnahmten Geräte resultiert. Dabei werden oft auch vom Verdächtigen gemachte Aufnahmen gefunden, die ihn bei Aktivitäten zeigen, welche strafrechtlich nicht nur unter Kinderpornografie fallen, sondern gleichzeitig auch unter Kindesmissbrauch. Das hebt dann auch dessen Statistik an.
Die Fallzahlen für Kinderpornografie aber steigen wie Raketen, und das widerspiegelt nicht nur eine tatsächliche Zunahme, sondern auch die Meldetätigkeit von US-amerikanischen Stellen an die deutsche Polizei – also „organisierte Sensibilität“, Kooperation.
Schwergewicht der Aktivität zunehmend bei Jugendlichen und Kindern
Auch auf diesem Feld, bei der Kinderpornografie, sind – mit explodierenden Zahlen – Jugendliche und Kinder als Akteure involviert, und werden darüber, als „Poster“ und Versender von Kinderpornografie, oft auch als Akteure eines Kindes“missbrauchs“ identifiziert.
Wobei hier weitgehend das umgesetzt wird, was auch schon in Vor-Internetzeiten als normal-kindlich angesehen wurde, nämlich sich gegenseitig nackt Zeigen und Vorführen. Das geschieht heute halt oft per Kamera und SMS oder Internet-Chat/Social Media. Eine Tatsache, die man noch lange nicht wird akzeptieren können und wollen. So kommt es dann, dass Polizei und Medien solch alarmierende Meldungen bringen, wie dass schon Siebenjährige sich selber im Internet nackt produzieren würden. Und dass 12jährige Mädchen sich auch durch eine Art Leistungs-Stolz oder Kompetenz-Stolz zu Masturbations-Vorführungen motiviert fühlen können, ist natürlich weiterhin unaussprechbar, wenn nicht undenkbar. (Sicher gibt es auch gute Gründe gegen die Tolerierung kindlicher Porno-Aktivitäten im Netz. Bilder, die einmal ins Netz gehen, verschwinden bekanntlich nie, und können irgendwann gegen das Kind verwendet werden, als mobbing gegen dieses.)
Sicher ist eines: Die Hellfeldzahlen haben sich seit Jahren schon stark zu Lasten der Jugendlichen verschoben. Davon gibt die untenstehende Grafik 6 einen Begriff:

In der Grafik oben wiedergibt die blaue Linie den Prozentanteil der Erwachsenen (ab 21), die braune den Anteil der unter 21Jährigen (‚zusammen ‚blau‘ + ‚braun‘ = 100 Prozent). Die Verlagerung der Aktivitäten von den Erwachsenen zu den Jugendlichen ist offensichtlich. Dies gilt, obwohl die Gruppe der Jugendlichen nur 21 Jahrgänge umfasst (effektiv wohl nur rund 10, nämlich jene zwischen ungefähr 11 und < 21), während der grosse Rest effektiv mindestens 40-50 Jahrgänge einschliesst. Kommt dazu, dass im erfassten Zeitraum der Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung abgenommen hat, während vor allem jener der über 65jährigen gestiegen ist. Das verschlimmert das Bild zusätzlich. Der Anteil der des Missbrauchs verdächtigen Jugendlichen reichte 2019 nahe an die 40% heran (39.2% )!
Noch eine Bemerkung zu den drei Kurven unterhalb der braunen (deren Werte sich zur braunen Kurve aufaddieren). Wie man sieht, schwebt die Kurve der 14 < 18 Jährigen (gelb) hoch über den andern, auch über jenen der 18 < 21jährigen (welche allerdings nur 3 Jahrgänge umfasst). Dies kann wohl simpel als Folge davon erklärt werden, dass zum Beispiel ein Vierzehneinhalbjähriger mit einiger Wahrscheinlichkeit eine unter Vierzehnjährige als Freundin haben wird. Hat er mit ihr Sex, so macht er sich strafbar, während das einem 18 Jährigen selbst mit einer fast 2 Jahre jüngeren nicht passiert.
Für die Werte der unter 14 Jährigen werden in der PKS zusätzlich zwei Jahre umfassende Altersklassen angeboten. Die jüngste umfasst die 6 bis unterhalb 8 Jährigen. Ihre Werte sind naturgemäss sehr tief und daher starken Schwankungen unterworfen. Doch auch sie steigen im Berichtszeitraum unleugbar. Während es bis 2002 immer weniger als 10 sind, taucht 2015 zum ersten Mal ein Wert über 20 auf. Die 8 bis unterhalb 10 Jährigen steigern sich von Werten in den Zehn bis zu solchen in den 50 (ab 2017). Gerade der Kurvenverlauf dieser beiden jüngsten Altersklassen lässt darauf schliessen, dass wir es mit einer Zunahme der Sensibilität und der Meldebereitschaft zu tun haben. Das Argument „es sind doch Kinder“ hat seinen entschuldigenden Stellenwert verloren.
Unten noch ein Blick auf die Zahlen im Nachbarland Schweiz. Der Rückgang ist hier noch viel krasser. Es handelt sich allerdings um eine Statistik der Verurteilten. Das sollte aber im Endeffekt keinen grossen Unterschied ausmachen.7

____________________________
Interessieren dich die historischen „langen Wellen“ der sexualpolitischen Entwicklung?
Vieles widerspiegelt sich im Umgang mit spontaner Sexualität im Kindergarten, in den Direktiven, Praktiken, im Wandel der Einstellungen:
Nacktheit und Sexualität in dänischen Kindergärten.
Aber schliesslich gab es „ganz andere Verhältnisse“ auch mal bei uns. Zum Beispiel: Wer alles mit wem im selben Zimmer schlief. Und überhaupt: welche Interaktionschancen zwischen Kindern und Erwachsenen es noch im letzten Jahrhundert gab, die heute verschwunden sind – innerhalb der Familie (mit fremden Personen) und ausserhalb der Familie (wo Kinder heut niemals mehr hinkämen) – siehe dazu –>
Zimmerherren, Schlafgänger, Bettgenossen…
Ebenfalls historisch:
Verführerische Kindermädchen und der Kampf gegen die Masturbation.
Ein Wiener Kindermädchen aus dem Orient reicht das kleine Mädchen in seinem Bekanntenkreis herum, wo die Frauen begierig darauf sind, das Kind in „ihre“ Sexualpraktiken einzuführen. Heute unvorstellbar, es sei denn, man sieht etwas Ähnliches in Form von „Pedomums“ wieder auftauchen. Der Fall wurde 1903 auf einem Psychiaterkongress in Wien vorgestellt.
____________________________
Quellen und Anmerkungen:
1) Polizeistatistiken liefern immer sogenannte Hellfeld-Zahlen. Fälle, die nicht bei der Polizei zur Anzeige gelangen, verbleiben im Dunkelfeld. Sie können im Prinzip durch Surveys (Umfragen) in Erfahrung gebracht werden. Solche Studien, auch repräsentative, gibt es weltweit seit den 80er Jahren viele, auch für D einige. Sie reihen sich jedoch nicht zu einer kontinuierlichen Kette zusammen, die ein ständiges Verfolgen der Entwicklung zuliesse. Vgl. unten, Fussnoten 3 und 4.
2) Quelle: POLIZEILICHE KRIMINALSTATISTIK (PKS) 1955-1986: Tabelle 6., S.186, 1987-2022: ZR-F-01-T01,
3) „Zahl der Missbrauchsopfer in Deutschland gesunken.“ Süddeutsche Zeitung. 21.Januar 2018. http://www.sueddeutsche.de/panorama/opferzahlen-mehr-sensibilitaet-1.3834580.
Der Süddeutschen Zeitung lagen die Zahlen der PKS für 2017 noch nicht vor. Der Artikel wurde aufgrund des Bildes bis zum Jahr 2016 geschrieben.
4) Is child sexual abuse declining? Evidence from a population-based survey of men and women in Australia. Michael P. Dunnea et al., in: Child Abuse & Neglect 27 (2003) 141–152
5) https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/bildungsbereiche/sexualitaet/Istdaseigentlichnormal.php .
6) Quelle: PKS ZR-TV-01-T20-TV Tatverdächtige insg., nach Alter; Zeitreihe.
7) Quelle: Vorlesung Prof.Thommen, Strafrecht, Univ. Zürich.
_____________________________
Das könnte dich auch interessieren:
Er 22, sie 9. Kindesheiraten in moderner Zeit – USA 1937.
Zimmerherren, Schlafgänger, Bettgenossen…
„Die Reaktion der Kinder auf sexuelle Beziehungen mit Erwachsenen“ *
„Krankhafte Wirkungen… hat man überhaupt nicht nachweisen können.“
Kinder als willige Opfer: Gibt es das? *
Das sexuelle Aufwachsen eines Hippie-Mädchens.
Ein Blick in die Welt der „Baby-Prostitution.“ *
»Nicht selten sind aber die Opfer selber aktiv oder verführend vorgegangen.«
„Das Mädchen liebt den Mann immer noch – und leidet furchtbar.“
Die sodomitischen und blutschänderischen Kinder des alten Zürich
___________________________
tags: Statistik sexueller Kindesmissbrauch / Grafik / Entwicklung Zahlen Zunahme – Abnahme / frühe Höhepunkte / Alter der Täter / Anteile jugendlicher Täter – Entwicklung, Zunahme / Anteile älterer Täter /

Hinterlasse einen Kommentar